Zusammenfassung der Winterveranstaltung vom 28.01.2021

Märkte – Aktuelles und Perspektiven

115 Teilnehmer informierten sich und diskutierten zu den Ausführungen vom Experten der Landwirtschaftskammer, Dr. Albert Holtmann-Scholten, zum Thema „Märkte – Aktuelles und Perspektiven“ mit dem Schwerpunkt tierische Erzeugnisse.

Dr. Holtmann-Scholten beschrieb die Situation auf dem Markt für Schlachtschweine und Ferkel als stark negativ beeinflusst durch die doppelte Krise ASP-Ausbruch und Corona-Pandemie. Durch das Auftreten der ASP sind große Exportmärkte für Teile wie Pfötchen, Schnauze usw. weggebrochen womit die Schlachtereien üblicherweise einen Mehrwert von 12 bis 15 EUR pro Schwein erwirtschaften konnten. Durch den coronabedingten Wegfall der Gastronomie und Kantinen sowie dem veränderten Essverhalten der Verbraucher leidet der Absatz. Noch schlimmer wirkt sich der Schweinestau aus (momentan noch 700.000 Stück im Überhang). Hinzu kommen relativ hohe Futterkosten, die sich nach Einschätzung des Experten erst wieder zur Ernte entspannen werden. Hintergrund sei hier ein steigender Bedarf im asiatischen Raum. Um den Export wieder anzukurbeln bleibt nur, auf die Regionalisierungsabkommen zu warten, die Deutschland mit den größten Abnehmerländern bemüht ist, zu schließen. Mit Thailand und Kanada gibt es solche bereits. Die Nachfrage in Asien steigt weiter an, während die ASP dort immer wieder das Angebot beeinträchtigt.

Frühindikatoren lassen für den Ferkelmarkt leichte Besserungen erwarten. 30 bis 35 EUR gelten aus Sicht des Experten mittelfristig als realistisch. Für kastrierte Tiere wird es einen Zuschlag von 2 EUR geben. Das Angebot wird abnehmen durch sinkende Produktion in Deutschland, aber auch durch weniger Import. Für 2025 sieht Dr. Holtmann-Scholten noch einen Selbstversorgungsgrad mit Ferkeln von 50%. Generell sinkt die Zahl der in Deutschland gehaltenen Schweine um 10%, so die Prognose. Dabei sind schon jetzt Importe von Edelteilen und Grillteilen nötig, da die heimische Produktion die Nachfrage nicht abdecken kann.

Den relativen hohen Rohstoffpreisen auf dem Weltmarkt konnte der Referent sogar ein wenig Positives abgewinnen, da dies mehr Geld in den Agrarkreislauf bringe und daraus Spielraum für bessere Erzeugerpreise entstehe.

Ein klarer Gewinner der Corona-Krise, so de der Kammerexperte, sei der LEH. Die weitere Monopolisierung sieht er als Problem. Die vier großen LEHs verkaufen 90% der Lebensmittel in Deutschland. Das Kartellrecht habe hier versagt. Die Politik ist gefordert, unlautere Handelspraktiken zu unterbinden.

Beim Rindfleischmarkt sei ein 30-Jahres-Tief auf der Angebotsseite festzustellen. Trotz Corona-Delle gibt es eine positive Nachfrageentwicklung. Importe aus Südamerika sind aufgrund des zu erwartenden Scheiterns des Mercosur-Abkommens und dem Zug auf den asiatischen Markt keine Gefahr für den europäischen Markt. Negativ wird sich in der Rindermast steigende Anforderungen an mehr Tierwohl auswirken. Mittelfristig sollen wie beim Schweinefleisch Haltungskennzeichnungen eingeführt werden.

Beim Milchmarkt verortet der Experte eine Stabilisierung und leichte Besserung der Preise, wenn auch auf einem insgesamt unbefriedigenden Niveau. So sei zu erwarten, dass die Grundfutterkosten fallen werden. Innerhalb der EU werden immer stärker Steuerungselemente für die Milchmenge diskutiert.

Beunruhigend sei der Trend zu Milchersatzprodukten, die bereits im Frischmilchsektor 10% ausmachen.

Fleischersatzprodukte seien hingegen bislang weder vom Preis noch von der Qualität eine echte Konkurrenz.

Insgesamt sieht Dr. Holtmann-Scholten durch die CO2-Bepreisung auch steigende Lebensmittelpreise. Alles andere sei Augenwischerei.  

Die Präsentation des Referenten finden Sie hier:

Präsentation des Referenten