Aktion in den sozialen Medien fordert deutsche Herkunft von Geburt bis Gebrauch
L P D – „Die Krise am Schweinemarkt ist eine Katastrophe und die Lage vieler unserer Schweinehalter ist existenzbedrohend“, fasst Landvolk-Vizepräsident und Schweinhalter Jörn Ehlers zusammen. Schnelle Lösungen sind seitens der Politik nicht in Sicht. Zwar haben der Deutsche Bauernverband (DBV) und die Landesbauernverbände in der vergangenen Woche einen Appell sowohl an Politik wie auch die Marktpartner gerichtet. Doch um die aktuellen Verwerfungen am Markt in den Griff zu bekommen, muss vor allem endlich die langjährige Forderung des DBV und des Landvolks nach einer verpflichtenden Haltungs- und Herkunftskennzeichnung im Sinne von „5xD“ aufgegriffen werden. „Das sehen nicht nur wir Schweinehalter so, sondern auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher. Immer mehr Tierhalter beteiligen sich an der Aktion, die Handel und Verbraucher auffordert, regionale Produkte zu fördern“, verweist Ehlers auf die Aktion 5xD, die in den vergangenen Wochen im Internet seitdem viele Reaktionen auslöst, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.
Über 55.000 User aus vielen Regionen Deutschlands haben bislang die Aktion #5D im Internet unterstützt. 5D bedeutet geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland. Dazu haben Schweinehalter ein Foto von sich im Stall oder auf dem Acker und eine gespreizte Hand gepostet, deren fünf Finger dabei für die fünf Stufen der Produktion 5D stehen und die zudem die Antwort „Die Lösung liegt auf der Hand!“ beinhaltet. Sie rufen ihre Kollegen zum Mitmachen und Teilen der 5D-Foto-Aktion in den sozialen Medien auf, damit noch mehr Verbraucher auf die aktuellen Probleme im Schweinebereich aufmerksam werden, ihr Handeln beim täglichen Einkauf überprüfen und bestenfalls im Sinne der niedersächsischen/deutschen Bauern anpassen: Einkaufen aus der Region!
Viele schweinehaltende Betriebe sehen die Zukunft ihres Familienbetriebs durch den andauernden Tiefpreis für die Erzeuger von Schweinefleisch gefährdet. „Wir halten 220 Zuchtsauen und produzieren im geschlossenen System Ferkel, die wir bis zur Schlachtreife nach hohen deutschen Tierschutz- und Umweltstandards füttern. Aber so geht es nicht weiter. Wir bekommen kein Gehör beim Lebensmitteeinzelhandel“, erläutert Jürgen Langhorst aus Diepholz. Aktuell werden 1,20 Euro pro Kilo Fleisch gezahlt. „Das ist so wenig, dass wir Verlust machen. Wir legen pro Schwein 60 Euro drauf und zahlen Geld dafür, dass wir unsere Arbeit machen können. Wo sonst in der Arbeitswelt gibt es das?“, fragt Langhorst.
Die niedrigen Schweinefleischpreise werden vom Handel diktiert und haben ihre Gründe im fehlenden Absatz der Fleischprodukte. „Auch werden die Gewinne von den Handels- und Schlachtkonzernen nicht fair verteilt und die Bauern haben das Nachsehen, weil wir das schwächste Glied in der Kette sind“, erklärt Langhorst das Dilemma. „Unsere Lösung liegt auf der Hand und heißt fünfmal D. Das heißt, der Handel muss zuerst Fleisch von Tieren anbieten, die in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet worden sind. Dies muss zu fairen Preisen für die Erzeuger und klar gekennzeichnet verkauft werden“, fordert der Schweinebauer und mit ihm viele seiner Berufskollegen. „Wenn wir das Fleisch nicht produzieren, dann machen es andere im Ausland“, ist Langhorst überzeugt. „Aber zu welchen Kosten für Tierwohl, Klima und Umwelt? Das haben wir dann nicht mehr in der Hand“, mahnt der Landwirt abschließend. (LPD 81/2021)