Antragsverfahren für Bauern zu kompliziert

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Nach den Feldmäusen plagt Grünlandbauern die Bürokratie

L P D – „Der gute Wille ist erkennbar, aber unkomplizierte Verfahren sehen tatsächlich anders aus“. Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender im Landvolk Wesermarsch, erkennt das Bemühen der Politik um Abhilfe in der Feldmausproblematik an, aber als unbürokratisch bezeichnet er das vom Land angebotene Verfahren nicht. „Wir hätten uns nach dem sogenannten Feldmausmonitoring durch die Landwirtschaftskammer eine pauschale Genehmigung zum Umbruch und der Neuansaat unserer Wiesen und Weiden gewünscht“, schildert er. Allein in der Wesermarsch dürfte jeder vierte Milchviehhalter deutliche Schäden melden, die betroffene Fläche wird auf mindestens 150.000 Hektar beziffert. Entlang der Küste und auch auf vielen Wiesen und Weiden im Binnenland haben sich die Feldmäuse in Massen vermehrt und erhebliche Schäden an der Grasnarbe verursacht.

Die Landwirte verfügen nach den zwei Trockenjahren über keine nennenswerten Grundfuttervorräte mehr, viele haben teures Futter zugekauft oder den Jungtierbestand bereits verringert, damit sie ihr Vieh überhaupt füttern können. Auf den von den Feldmäusen abgefressenen Grünlandflächen wächst zurzeit kein Futter nach, dort werden im Frühjahr keine Tiere weiden können. Und auch die erste und vermutlich auch noch zweite Futterernte kann dort nicht stattfinden. „Dies alles belastet die Betriebsleiter sehr, sie müssen jetzt schnellstens ihre Wiesen wieder einsäen, um weitere Ausfälle zu verhindern“, schildert Padeken. Aber bevor die Bauern mit dieser Arbeit loslegen können, sollen sie Beweisfotos der kahl gefressenen Flächen und entsprechende Anträge an die Genehmigungsbehörden schicken. Hintergrund ist das Verbot des Grünlandumbruchs. Auf den kahlen Flächen, wo zurzeit kein Gras nachwächst, dürfen die Landwirte nicht ohne Genehmigung mit dem Pflug die notwendige Bodenbearbeitung vor einer neuen Aussaat vornehmen. „Hier muss eindeutig pragmatisch und praxisnah entschieden werden“, fordert Padeken. Erbost reagiert er auf die ganz offensichtliche Absicht einiger Naturschutzverbände, die Entwicklung extensiven Grünlandes in Wiesenvogelschutzgebieten zu bevorzugen. „Hier wird die Not der Bauern noch ausgenutzt“, sagt der Landwirt. Auf absolutes Unverständnis stößt daher die in diesem Zusammenhang ausgesprochene Empfehlung einiger Behördenvertreter und Umweltverbände, auf eine natürliche Regeneration der Wiesen und Weiden zu warten. Dann dürften sich Moos, Ampfer, Vogelmiere und im Laufe der Jahre zusätzlich Sumpfschachtelhalm und Jakobskreuzkraut ausbreiten, vermutet das Landvolk. „Diese Mischung werden wir unserem Rindvieh leider nicht schmackhaft machen können“, bedauert Padeken. (LPD 15/2020)