L P D – Der Jahrhundertsommer half den deutschen Obstbauern 2018 das Vorjahresergebnis mehr als zu verdoppeln. Knapp 1,2 Millionen Tonnen (t) Äpfel wurden bundesweit geerntet, im Frostjahr 2017 erreichte die Apfelernte nur knapp 600.000 t. Niedersachsens Obstbauern waren im vergangenen Jahr mit 310.000 t Äpfeln dabei. „Wir lagen mit unserer Schätzung gut“, erklärt Ulrich Buchterkirch von der Fachgruppe Obstbau des Landvolks Niedersachsen. Aber deutlich mehr Äpfel drängen vom Bodensee sowie aus Polen auf den Markt, die gute Ernte in privaten Obstgärten sorgt ebenfalls für eine geringere Nachfrage. Diese Menge hat die Preise gedrückt. „Mit neuen Konzepten wollen wir dem Verbraucher wieder Appetit auf unsere super Äpfel machen“.
Erstmals seit 25 Jahren stand der Apfel jedoch im vergangenen Jahr beim deutschen Verbraucher nicht mehr an der Spitze beim meistgekauften Obst. Die Banane verwies mit 16,3 kg den Apfel mit 15,5 kg auf den zweiten Platz. 2017 wurden noch 18,4 kg gekauft. Die geringe Ernte 2017 ließ die Preise im Mai auf 1,99 Euro je Kilo steigen. Erst im Oktober setzte mit der neuen Ernte die Gegenbewegung ein, doch auch der günstigere Preis erhöhte den Appetit auf Äpfel nicht. Die Obstbauern an der Niederelbe, Nordeuropas größtem geschlossenen Obstanbaugebiet, wollen nun neue Wege gehen. „2018 stand ganz Europa in voller Blüte, sodass es zu viele Äpfel gab. Das wird vermutlich mit Schwankungen so weitergehen“, meint Christian Maack. Er wurde gerade bei den Norddeutschen Obstbautagen unter den jungen Gärtnermeistern der Fachrichtung Obstbau als Jahrgangsbester ausgezeichnet und baut auf zwölf Hektar Äpfel an. Der junge Obstbauer befürchtet damit einen anhaltenden Preisdruck, die Preise würden seine Kosten nicht mehr decken. Mit einem Auszahlungspreis 30 Cent/kg zahlen die Obstbauern bei Erzeugungskosten von 35 bis 40 Cent/kg schon jetzt drauf, „verdienen kann ich da nichts“, verdeutlicht Maack. Er forderte die Erzeugerorganisationen wie Elbe-Obst und Marktgemeinschaft Altes Land sowie den Fruchthandel auf, bei der Vermarktung gemeinsam zu handeln. Eine Idee hat Maack mit 17 weiteren Absolventen des Meisterkurses schon parat: die Apfelmix-Box. Vier verschiedene Apfelsorten aus dem Alten Land werden mit Info-Flyer zum Apfel und zur Geschichte des Alten Landes in einer ansprechenden Box angeboten. „Wir müssen unsere Region herausstellen, um den Verbraucher auf uns aufmerksam zu machen. Dazu gehören emotionale Geschichten darüber, was das Alte Land ausmacht“, erklärt der frischgebackene Meister seine Idee. Ulrich Buchterkirch sieht in neuen exklusiven Club- und Markensorten eine Chance: Der Apfel soll wieder seine Spitzenposition beim Obsteinkauf erreichen. (LPD 19/2019)