Auch Chia und Hanf leiden unter der Trockenheit

Malte Messerschmidt
Zum zweiten Mal hat Malte Messerschmidt trotz negativer Erfahrung Chia angebaut und dabei die Fläche versechsfacht Foto: Landvolk
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Trotz Rückschlägen startete Malte Messerschmidt seinen zweiten Anbauversuch

L P DVor gut einem Jahr stand Malte Messerschmidt beim Fototermin in seinem 4.000 Quadratmeter großen, blau-weißblühenden Chia-Feld und die normalerweise in Südamerika beheimateten Pflanzen reichten ihm bis zu den Schultern. Dieses Jahr muss sich der 23-jährige Agrarstudent und Nebenerwerbslandwirt zu den Pflanzen herunterbeugen und hinknien, um Blütenstand und Größe des Salbeigewächses zu zeigen.

Zum zweiten Mal hat Malte Messerschmidt trotz negativer Erfahrung Chia angebaut und dabei die Fläche versechsfacht: „Dieses Mal auf 2,4 Hektar (ha), denn wenn es auf 0,4 ha nicht funktioniert, dann muss es auf der Fläche klappen“, zeigt sich der Junglandwirt aus dem Landkreis Holzminden, der als experimentierfreudiger Agrarblogger „bauern_bengel“ auf Instagram seine fast 13.000 Follower über seine landwirtschaftliche Arbeit informiert, gegenüber dem Landvolk-Pressedienst optimistisch.

Die Ernte des Chia sei im vergangenen Jahr ziemlich enttäuschend gewesen, berichtet Messerschmidt. Damals konnte er den Chia aufgrund der langanhaltenden Feuchtigkeit erst Anfang Juni aussäen. Dafür blühte er dann noch bis in den Oktober hinein und besaß am Ende eine Höhe von mehr als zwei Metern. „Aufgrund des guten Wuchses hatte ich kaum Probleme mit Unkraut. Das wurde vom Blattwerk gut unterdrückt. Am Ende habe ich insgesamt 150 Kilogramm gereinigten Chia geerntet“, resümiert Bauernbengel Messerschmidt, der mehr Ertrag erwartet hatte und deshalb beschloss, dieses Jahr auf 2,4 ha Chia zu drillen.

Die Aussaat für 2022 erfolgte zwar schon Mitte Mai, wurde jedoch vom Starkregen weggeschwemmt. Eine Neuaussaat war nötig, das Drillen erfolgte zu Pfingsten, sodass sich nun die beiden Chia-Sorten „Juana“ und „Pablo“ auf dem Acker befinden. „Aber danach hat es kaum noch geregnet, und das trockene Wetter in diesem Jahr lässt den wärmeliebenden Chia nicht wachsen“, sagt Messerschmidt. Das habe eine deutlich frühere Abreife zur Folge, die Pflanzen seien im Trockenstress, was sich auf den Ertrag auswirke.

„Der Bestand ist deutlich schlechter als vergangenes Jahr, die Pflanzen haben weniger Blüten angesetzt, sodass ich die Ertragserwartung auf die Hälfte ansetze“, schätzt der Agrarstudent die Situation auf dem Acker im Weser-Leinebergland realistisch ein. Dazu komme noch das vermehrte Unkraut, das aufgrund der gerade mal kniehohen Chiapflanzen leichtes Spiel habe. Da es für Chia weder konventionelle noch ökologische Pflanzenschutzmittel gibt, musste Messerschmidt mit der Hacke gegen das Kraut kämpfen – und verlor.

„Kein Jahr ist wie das andere. Wir Landwirte müssen uns auf alles einstellen. Dazu gehört auch, den Anbau anderer Kulturen auszuprobieren, um der zunehmenden Trockenheit entgegenzuwirken“, erklärt Messerschmidt, der diesen Sommer zum ersten Mal auf einem knappen Hektar Hanf angebaut hat und mit der Ernte von 1,75 Tonnen ganz zufrieden ist. Auch beim Hanf wird er im kommenden Jahr einen zweiten Versuch starten, denn der 23-Jährige ist neugierig, wie man Anbau und Ernte verbessern kann.

„Wie beim Chia fallen auch beim Hanf die Körner – einige reif, andere nicht – aufgrund der Trockenheit aus der Ähre. Das war auch früher beim Getreide der Fall. Nur durch Züchtungserfolge ist es gelungen, dass die Körner drinbleiben und so für eine gute Ernte sorgen“, zeigt der Agrarstudent der Uni Göttingen auf. Da der Markt für diese Nischenfrüchte noch klein sei, lohne es sich aber für die Unternehmen noch nicht, Hanf und Co im großen Stil zu züchten. Messerschmidt ist überzeugt, dass dem Hanf als Superfood für eine gesunde Ernährung und als Fitness-Pflanze für den Boden in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. „Für uns ist es wichtig, dass nicht zu viele Anbauer auf den Nischenmarkt drängen. Wenn der Markt voll ist, gehen die Preise runter. Denn eines ist klar: Am Ende des Jahres müssen alle erfolgreich wirtschaften und Geld verdienen – und nur das beste Vermarktungskonzept wird überleben“, erläutert Messerschmidt, der auch dort einige Ideen hat, um die Wertschöpfung in der Hand zu behalten. (LPD 71/2022)

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