Jetzt darf kein starker Frost mehr kommen – Getreidelager weitgehend geräumt
L P D – Blühende Krokusse und die Rückkehr der Zugvögel künden schon länger das Nahen des Frühlings an. Niedersachsens Ackerbauern hoffen eindringlich, dass der Winter sich nun nicht mehr mit späten Kahlfrösten in Erinnerung bringt. „Tiefe Minustemperaturen ohne Schneedecke würden die Vegetation jetzt stark schädigen“, sagt dazu Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender im Ausschuss Pflanze des Landvolkes Niedersachsen. Nach einer Umfrage in dem Gremium haben sich die Wintersaaten in den vergangenen Monaten gut entwickeln können. Sie sind im Wachstum bereits weit fortgeschritten. Kahlfröste, das heißt tiefe Minustemperaturen ohne schützende Schneedecke, bergen jetzt die Gefahr, dass sie die empfindlichen Vegetationskegel in der Pflanzenspitze zerstören. Das würde einen Totalausfall bewirken. Ein gewisser Kältereiz, von Fachleuten als Vernalisation bezeichnet, bewirkt beim Wintergetreide dagegen eine gute Entwicklung, darauf haben die Pflanzen aber jetzt schon wiederholt verzichten müssen. Die ergiebigen Niederschläge im Februar waren nach Aussage der Landwirte dringend notwendig. „Wir Bauern hätten uns den Regen durchaus früher und etwas besser verteilt gewünscht“, merkt Meyer an. Jetzt steht das Wasser insbesondere auf den Feldern, wo es aufgrund der Bodenverhältnisse nicht so schnell nach unten abfließen kann wie auf sandigen Böden. Auf den zurzeit sehr nassen Flächen werden die Landwirte daher den Beginn der Frühjahrsbestellung nach hinten schieben müssen. Im Unterboden allerdings sind die Regenfälle noch längst nicht überall angekommen, dort wirkt das Niederschlagsdefizit der vergangenen beiden Jahre noch nach.
Die Zeit der Wachstumsruhe haben die Ackerbauern zur Vermarktung der Ernte 2019 genutzt. Die Getreidelager sind bereits weitgehend leergeräumt, heißt es im Ausschuss Pflanze des Landvolkes. Nachfrage gab es unter anderem von Exporteuren, da die französischen Landwirte im Exportgeschäft als Anbieter nicht so stark vertreten waren, auch die Futtermittelproduzenten und Veredelungslandwirte haben den Markt belebt. Raps ist ebenfalls gefragt, und zwar sowohl das Öl als auch das Rapsschrot für die Verfütterung. Allerdings haben die Landwirte den Anbau erneut reduziert, weil die Verbote wichtiger Pflanzenschutzmittel einen wirtschaftlichen Anbau zunehmend schwierig gestalten. Zudem fiel die Aussaat wieder in eine Periode ausgeprägter Trockenheit, so dass nicht alle Rapsfelder tatsächlich mit der Ölfrucht bestellt wurden. Vorsichtig agieren die Landwirte derzeit beim Abschluss sogenannter Vorkontrakte zum Verkauf der neuen Ernte. Neben dem nicht ausreichend attraktiven Preisniveau gelten auch die Witterungskapriolen als Grund. Sie machen Ertragsplanungen zunehmend schwieriger. (LPD 15/2020)