Aus Pferdemist wird Biogas und wertvoller Kompost

Adrian Bartels und Jens Boedecker
Adrian Bartels und Jens Boedecker Foto: Landvolk
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Landwirte bauen Anlage, die nur mit Mist arbeitet

L P D – Pferde machen ihren Besitzern viel Freude, sie machen aber auch viel Mist. Dieser Mist, der hauptsächlich aus Stroh besteht, ist oft ein Problem für Reitställe. Vor allem in den Städten. Für dieses Problem haben zwei Landwirte nun die Lösung gefunden. Sie haben eine Garagenfermenter-Biogasanlage gebaut, die ausschließlich mit Pferdemist betrieben wird. Das Besondere an dieser Anlage ist, dass sich anders als bei herkömmlichen Biogasanlagen im Gärbehälter keine Flüssigkeit, sondern nur fester Mist befindet. Das dabei entstehende Gas wird in einem Blockheizkraftwerk zu Wärme und Strom umgewandelt. „Das ist zwar teuer, es lohnt sich aber, wenn man dadurch keine eigene Mistplatte bauen muss und die Wärme nutzen kann“, sagt Adrian Bartels, der die Anlage zusammen mit Jens Boedecker als Babö GmbH betreibt. Aufgrund der geringen Geruchsbelästigung könnte er sich sogar ein Schwimmbad neben einer solchen Anlage vorstellen.

Den Mist bekommen die beiden aus hannoverschen Reitställen, die im Gegenzug wieder Stroh abnehmen. In dieser modernen Kreislaufwirtschaft wird also Mist zu Kompost, der auf den Getreidefeldern ausgebracht wird und mit dem Getreidestroh werden die Pferde wieder eingestreut. Zwei bis dreimal im Jahr wird der fermentierte Mist auf die Felder verteilt. Besonders gut reagiere das Bodenleben im Frühling auf die Gabe, die aufgrund ihres geringen Stickstoffgehaltes oben auf dem Boden liegen bleiben darf. „Das konnte man dieses Jahr schon auf den Meter genau am Bestand sehen, wo Kompost gestreut wurde und wo nicht“, freut sich Bartels. Und dass, obwohl die Anlage erst seit etwa zehn Monaten in Betrieb ist. Im Februar schütze die Schicht zudem gegen Frost und im Sommer gegen Hitze. „Wenn wir früh im Jahr streuen, ist Ostern alles von der Oberfläche verschwunden und steht den Pflanzen als Dünger zur Verfügung“, sagt Bartels, der davon überzeugt ist, dass das Bodenleben durch die organische Düngung vitaler geworden ist. Er verspricht sich auch positive Auswirkungen auf die Insektenpopulation und damit auch auf das Vorkommen von Nützlingen und Vögeln. „Ich habe schon zwei Jahre lang keine Insektizide mehr im Raps und im Getreide verwendet“, sagt der Landwirt. Pilze und Unkrautsamen, die er mit dem Mist über die ganze Fläche verteilen würde, seien durch die Bakterien in der Biogasanlage abgetötet worden. „Die Biologie ist sehr empfindlich“, sagt Boedecker, der den Bakterien eine Wohlfühltemperatur zwischen 47,2 und 47,4 Grad Celsius anbietet. In 18 bis 21 Tagen verwandeln sie den Mist in den Garagen, die luftdicht abgeschlossen sind und alle zwei Stunden beregnet werden, in wertvollen organischen Dünger. „Wir sind froh, dass wir das Experiment gewagt haben“, sagt Boedecker und zeigt potenziellen Nachahmern gerne die Anlage. (LPD60/2020)