Corona stellt die Ausbildungshöfe vor Probleme: Berufsschulunterricht fehlt
L P D – „Solange ein Rädchen in das andere greift, läuft es weiter rund – aber wehe eines fällt aus, dann steht alles still“, fasst Andreas Peters die aktuelle Situation auf seinem Milchviehbetrieb mit über 400 Milchkühen in Zeiten von Corona zusammen. Seit 1967 ist der Hof Peters in Stemmen bei Rotenburg Ausbildungsbetrieb, vergangenes Jahr wurde er vom Landvolk Niedersachsen zum Ausbildungsbetrieb des Jahres gekürt. Mit Leib und Seele wird seit drei Generationen das notwendige Wissen für den Beruf des Landwirts an Auszubildende vermittelt. Alles läuft auf dem Hof Peters bislang stabil, keiner im Bekanntenkreis ist infiziert – trotzdem ist alles anders. „Keiner weiß, wie es bei der Ausbildung weitergehen wird, sollte die Krise mit ihren Einschränkungen länger andauern“, erklärt Peters gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Die Berufsschulen sowie die allgemeinbildenden Schulen bleiben nach der Rundverfügung bis zum 18. April geschlossen, doch die Pflicht zur Ausbildung ist davon grundsätzlich nicht berührt. An den Berufsschultagen arbeiten die beiden Auszubildenden auf dem Hof. „Im Moment fehlen ihnen zwei Wochen Berufsschulunterricht. Das lässt sich wieder aufholen. Sollte sich das bis Mai/Juni hinziehen, dann fehlt ihnen einiges an theoretischem Wissen“, gibt Andreas Peters zu bedenken. „Im Sommer kommen eigentlich zwei neue Auszubildende hinzu, doch wie lange dauert die Situation“, fragt sich der Milchbauer. Nach derzeitigem Stand entfallen die angesetzten Zwischenprüfungen bis zum Ende des laufenden Ausbildungsjahres ersatzlos. Sie gelten als abgelegt bzw. teilgenommen, die Zulassungsvoraussetzung zur Abschlussprüfung ist damit erfüllt. Als Ausbilder befürchtet Peters bei den Abschlussprüfungen Probleme. „Allein die Vorbereitung auf die Prüfung mit den Praxistagen mit bis zu 70 Prüflingen wird bei aktueller Lage nicht machbar sein. Die Planungen ruhen erst einmal“, bedauert Andreas Peters. Berichtshefte, die zur Zulassung zu den Prüfungen vorgelegt werden müssen, werden weitergeführt, notfalls über Umwege zum Kontrolleur gebracht, um dann die Bestätigung zur Zulassung zu erhalten. „Das alles baut aufeinander auf und kostet viel Zeit, sodass wir in den Mai planen“, erklärt der Ausbilder. Die Ausbildung auf Hof Peters ist weiterhin stabil und läuft. Probearbeiten und Vorstellungsgespräche finden unter Einhaltung aller Vorschriften statt. Mitarbeiter ziehen den Urlaub vor, damit neben den beiden Söhnen und drei weiteren Arbeitskräften nicht zu viele Menschen auf dem Betrieb sind. Trotzdem zeigt sich Peters solidarisch, ermöglicht einem Koch, der Kurzarbeit beantragen musste, durch das Melken einen Zuverdienst. „Firmen in der Region machen Kurzarbeit und man erkennt, wie alles miteinander verwoben ist.“ Ausbilder Peters bleibt optimistisch und hofft auf ein baldiges Ende von Corona – nicht nur für die landwirtschaftliche Ausbildung. (LPD26/2020)