Biodiversität braucht mehr Flexibilität

Biodiversität braucht mehr Flexibilität - Foto: Landvolk
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L P D – Landwirte wollen noch mehr für die Biodiversität tun, wenn darunter die Wirtschaftlichkeit des Betriebes nicht leidet. Sie wünschen sich in erster Linie mehr Flexibilität bei den zu beachtenden Regeln, aber auch den damit verbundenen Kontrollen. Diese Antworten erhielten Wissenschaftler des Braunschweiger Thünen-Institutes, die Landwirte im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projektes befragten. Der Name steht „Für Ressourcen, Agrarwirtschaft und Naturschutz mit Zukunft“ und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz und dem Deutschen Bauernverband. Bundesweit sind zehn Landwirte eingebunden, einer davon im niedersächsischen Lüneburg-Rettmer. Die Wissenschaftler wollten in den Gesprächen Hindernisse und Perspektiven für mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft erforschen. Als wichtigstes Argument hat sich dabei die wirtschaftliche Tragfähigkeit herauskristallisiert. So reicht die monetäre Vergütung zusätzlicher Auflagen nur für durchschnittliche Erträge. Auch die mangelnde Flexibilität vieler Programme stößt bei den Betriebsleitern auf Kritik. Sie wünschen sich mehr Rücksicht auf regionale Gegebenheiten die insbesondere Aussaat- und Mahdtermine, aber auch Standortvoraussetzungen sowie Witterungsbedingungen. Die Wissenschaftler erwarten bei mehr Eigenverantwortung der Landwirte eine höhere Wirksamkeit der Maßnahmen. Rücksicht auf die Belange der Praxis würde der Biodiversität zu deutlich mehr Akzeptanz auf den Höfen verhelfen.

Auflagen und die damit verbundenen Kontrollen werden von den Landwirten als sehr komplex eingestuft. Sie sehen sich einer hohen Sanktionsgefahr ausgesetzt. Eine kompetente und vertrauensvolle Beratung könnte den Landwirten mehr Sicherheit für diese zusätzliche Aufgabe vermitteln und damit ebenfalls die Akzeptanz der Biodiversität erhöhen. Hier regen die Praktiker einen Dialogprozess im Sinne positiver Unterstützung an. Schon in der Berufsausbildung sowie den Studienplänen der Fachhochschulen und Universitäten könnte bereits die Grundlage für eine entsprechende Sensibilisierung zukünftiger Landwirte und Beraterinnen und Berater gelegt werden. Die Wissenschaftler selbst wollen ihre Ergebnisse in entsprechende Beratungskonzepte nicht nur für die landwirtschaftliche Praxis, sondern auch als Hintergrund bei der Erarbeitung der politischen Instrumente einfließen lassen. (LPD 75/2017)