Branchentreff: Schweinehalter brauchen schnell Hilfen

Gibt es bald noch Ferkelerzeuger in Niedersachsen? Foto: Landvolk Niedersachsen
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Landvolk schlägt in ASP-Gebieten Hilfen für Produktionsaussetzung vor

L P D – „Wenn nicht bald Hilfe kommt, dann benötigen wir sie nicht mehr. Wir brauchen unsere Ferkelerzeuger jetzt, hier und heute, um mit ihnen morgen die Zukunftspläne der Borchert-Kommission zu den Haltungsstufen 2 und 3 überhaupt umsetzen zu können“, zeigte Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies beim kurzfristig von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner einberufenen, virtuellen Branchentreffen mit Vertretern aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und dem Lebensmitteleinzelhandel auf. Aktuell sehen Niedersachsens Schweinemäster und Ferkelerzeuger keine bzw. kaum eine Perspektive geschweige denn Besserung am Schweine- und Fleischmarkt.

Die niedrigen Schweinepreise, verursacht durch die von der Corona-Pandemie verursachten Absatzrückgänge, sowie die Afrikanische Schweinepest (ASP) drücken nicht nur auf die Stimmung der Schweinehalter, sondern auch auf die Wirtschaftlichkeit der Betriebe. Statt Geld zu verdienen, zahlen die Sauenhalter pro Ferkel 30 Euro drauf. Durch den Wegfall der Märkte in Asien aufgrund der ASP-Beschränkungen ist keine Besserung in Sicht. „Das halten unsere Betriebe nicht lange durch. Besonders hart betroffen sind die Betriebe in den ASP-Gebieten in Brandenburg und Sachsen, die mit 80 Cent je kg Schweinefleisch noch niedrigere Erlöse erzielen“, erklärt der Landvolkpräsident. Um diesen Betrieben zu helfen und gleichzeitig die Exportverhandlungen mit Drittländern voranzubringen, sollten die Betriebe in den betroffenen Regionen Hilfen für eine befristete Produktionsaussetzung bekommen. „Das würde den Betrieben in den ASP-Gebieten und uns in den Regionalisierungsverhandlungen enorm helfen“, schlug Hennies in der Runde vor. Vor allem muss der Bund kurzfristig auch wie in anderen Branchen die Corona-3-Hilfen aufstocken, damit die Betriebe finanziell über den Jahreswechsel kommen.

Hennies sieht bei der Problemlösung weiter den Lebensmitteleinzelhandel in der Pflicht. Dieser habe in etlichen Gesprächen deutlich gemacht, dass er kurzfristig Werbeaktionen zur Markträumung für notwendig hält. „Damit der LEH auch zukünftig überhaupt mit Waren aus Deutschland werben kann, sollte er aber fair mit seinen Handelspartnern umgehen und die Werbeaktionen mit Verantwortung verbinden. Zum Beispiel durch freiwillig erhöhte Einzahlungen in die Initiative Tierwohl, um vor allem die besonders hart getroffenen Sauenhalter kurzfristig zu unterstützen – so wie es Lidl mit 50 Mio. Euro Anfang des Jahres getan hat“, fordert Hennies. Auch könne er mit der Forderung an seine Lieferanten nach einem Herkunftsnachweis der hinterherhinkenden Politik vorgreifen. Weitere Maßnahmen, die das Landvolk wiederholt gefordert hat, sind schnelle und unbürokratische Corona-Hilfen, zinslose Steuerstundungen und Verrechnung der Verluste sowie eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für alle Produktionsstufen. „Wenn der Verbraucher erkennt, dass das Schweinefleisch von der Geburt bis zum Endprodukt in Deutschland hergestellt wurde, dann ist er auch bereit, dies zu unterstützen“, ist sich Hennies bei der sogenannten 5xD-Kennzeichnung sicher. „Die Politik muss jetzt zeigen, dass ihr die Bauern und aktuell insbesondere die Schweinehalter und Ferkelerzeuger nicht egal sind“, sagt Hennies abschließend. (LPD 71/2021)

Redakteurin

Silke Breustedt-Muschalla

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