Braugerste: Aus Niedersachsen kommt Qualität

L P D – Deutschland ist berühmt für
sein Bier – gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 aus Wasser,
Hopfen und Malz. Da aber immer weniger von dem traditionsreichen Gerstensaft
getrunken wird, wirkt sich dies auch auf den Anbau der Rohstoffe aus, berichtet
der Landvolk-Pressedienst. Die Braugerstenerzeugung ist bereits seit zehn Jahren
rückläufig, hatte sich zuletzt jedoch etwas stabilisiert. Gerade im vergangenen
Jahr, als einige Landwirte aus der Not heraus – weil das Wintergetreide
erfroren war – noch Sommergetreide angebaut haben, erhöhte sich die Anbaufläche
der Braugerste um etwa 2.000 ha. Insgesamt wurde auf rund 20.000 ha Braugerste
angebaut, sodass sich die Mälzereien auf einem relativ großen Markt bedienen
konnten und die Zuschläge dementsprechend geringer ausfielen. Diese sogenannte
„Braugerstenprämie“ benötigen die Landwirte jedoch, um den enormen Aufwand für
die anspruchsvolle Frucht zu rechtfertigen.

Denn neben der Braugerstensorte muss die Gerste nach der
Ernte vorgegebene Qualitätskriterien erfüllen, um nicht als Futtergerste
vermarktet zu werden. Unter anderem darf sie nur einen geringen Eiweißgehalt
zwischen 9,5 und 11,5 Prozent aufweisen. Dies erreichen die Landwirte durch
eine verhaltene Düngung und regelmäßige Beregnung. Durch die ständige
Wasserzufuhr kommt es auch in Dürreperioden zu keiner Wachstumsunterbrechung und
der Proteingehalt wird in der Pflanze verdünnt. „In Niedersachsen haben wir die
Möglichkeit, unabhängig von der Trockenheit, sehr gute Qualitäten anzubieten“,
sagt Gerhard Freimann, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Braugerste. Er
empfiehlt den Landwirten die Ein-Sorten-Strategie, damit den Mälzereien große,
einheitliche Partien angeboten werden können. Denn das Malz beeinflusst den
Geschmack des Bieres wesentlich. 2012 wurden deshalb fast 95 Prozent der
Anbaufläche mit der Sorte Quench bestellt.

Für 100 Liter Bier werden etwa 20 Kilogramm Malz (gekeimtes und
getrocknetes Getreide) benötigt. Das Malz aus der niedersächsischen Braugerste,
die vor allem in den Landkreisen Celle und Gifhorn angebaut wird, wird in zwei
Mälzereien in Peine hergestellt. Die großen Brauereien haben aber die
Möglichkeit weltweit einzukaufen. „Die Multis gucken sehr auf den Preis“,
lautet Freimanns Erfahrung. In diesem Jahr könnte der jedoch stabil bleiben.
Dafür spricht, dass im Gegensatz zum vergangenen Jahr nicht mit umfangreichen
Importen von Braugerste aus Argentinien gerechnet werden kann. Dort sind
größere Teile der Ernte verregnet, ebenso wie zuvor schon in Skandinavien und
insbesondere in Großbritannien. Zudem gibt es in der Europäischen Union keine
umfangreichen Lagervorräte an Gerste mehr. Sie werden auf gerade einmal noch
3,5 Millionen Tonnen (t) geschätzt. 2009 waren es
noch 15 Mio. t. (LPD 13/2013)