Mit der Genschere Pflanzen widerstandsfähiger und wassersparender machen
L P D – „Die Züchtung von Nutzpflanzen präziser, schneller und günstiger machen – so sehen wir Landwirte das Genom-Editing-Verfahren CRISPR/Cas. Denn in der Diskussion um zukünftige Herausforderungen für Landwirtschaft und Pflanzenzüchtung spielt die Ernährungssicherung für eine weltweit wachsende Bevölkerung eine entscheidende Rolle“, freut sich Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr über die Ankündigung, dass der Chemie-Nobelpreis an die französische Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier gehen soll. Das Thema begleite die Landwirtschaft seit Jahren. Das präzise Bearbeiten des Genoms via CRISPR/Cas ermögliche, ohne artfremde Gene einzuschleusen, beispielsweise das gezielte, schnelle und einfache Herbeiführen gewünschter Eigenschaften bei Pflanzen, sodass der Einsatz von Pflanzenschutz- oder Düngemittel reduziert werden könne, erklärt Ulrich Löhr gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Landwirte sind auf vitale und standortangepasste Pflanzen, die die geforderten Qualitäten und Erträge liefern, angewiesen. „Seit jeher ist die Verfügbarkeit einer breiten Sortenvielfalt aufgrund regionaler Bodenverhältnisse mit unterschiedlichen Eigenschaften für die Landwirtschaft ein entscheidender Beitrag zur Ertragssicherung und damit zur Erzeugung sicherer und hochwertiger Lebensmittel“, führt der Ackerbauer aus Braunschweig aus. Löhr freut sich besonders, denn von 2013 bis 2015 war Charpentier am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig tätig. Bereits 2015 hatte die Mikrobiologin, Genetikerin und Biochemikerin für ihre Arbeit den Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen verliehen bekommen. „Leider hat sie es nicht in Braunschweig erfunden“, fügt der Vizepräsident des Landesbauernverbandes augenzwinkernd an. Mit Charpentiers Mit-Entwicklung der Genschere CRISPR/Cas lässt sich das Erbgut praktisch aller Organismen schnell, einfach und kostengünstig verändern. Die Methode, bei der wie in einer Textdatei am Computer einzelne Buchstaben gelöscht oder ersetzt werden, funktioniert beim kleinsten Bakterium genauso wie bei Pflanzen wie Mais oder Kartoffeln, Tieren oder auch bei Menschen. „Natürlich muss die ethische Komponente dabei bedacht werden – und seriöse Wissenschaftler, wie Frau Charpentier und ihre Kollegin haben dies immer deutlich gemacht und gehören dazu. CRISPR/Cas hat von Anfang an – trotz aller Kritik – eine große gesellschaftliche Akzeptanz erfahren. Wir müssen als innovatives Land solche modernen Techniken friedlich und zum Wohle aller nutzen. Man darf uns nicht alle Zukunftstechnologien aus der Hand nehmen, denn auch den mittelständisch-familiär geprägten niedersächsischen Züchtungsunternehmen kommt CRISPR/Cas zugute“, sieht Ulrich Löhr die Notwendigkeit das Genom-Editing effektiv und verantwortungsvoll im Bereich der Landwirtschaft anzuwenden, um mit diesen veränderten Pflanzen Pflanzenschutzmittel und kostbares Wasser einzusparen. (LPD 80/2020)