L P D – Wir leben in einem der fruchtbarsten Länder der Welt – dafür können wir dankbar sein. Landvolk-Präsident Werner Hilse erinnert zum Erntedankfest am kommenden Sonntag an die Vielfalt auf dem reichlich gedeckten Esstisch, die einerseits aus der heimischen Landwirtschaft stammt und den Verbrauchern andererseits über globale Märkte zur Verfügung gestellt wird. „Wir ernten in einigen Bereichen sogar so viel, dass wir anderen etwas davon abgeben können“, freut sich der Landwirt. Es sei ein großes Glück, dass die Landwirte trotz widriger Witterungsverhältnisse in diesem Jahr mit der Getreideernte größtenteils zufrieden sein können. Bei anderen Früchten wie Obst, Kartoffeln und Mais müssten wohl einige Abstriche hingenommen werden. Er hofft, dass die Erzeugerpreise dies ausgleichen können. Die Ernte der Zuckerrüben ist gerade angelaufen und werde voraussichtlich durchschnittlich sein.
Hilse denkt an diesem Tag aber auch an die Tierhalter, die derzeit in ungekannter Härte durch Ansprüche der Bevölkerung, Verordnungen und Erlasse belastet werden. „Es trifft uns schon ins Herz, wenn wir kollektiven, aber leider zum Teil sogar persönlichen Angriffen ausgesetzt werden“, sagt er. Die Bauern, die mit einer fachlichen Ausbildung und großen praktischen Erfahrungen ihre Tiere halten, fühlten sich nicht mehr verstanden. Neue, luftige, helle und moderne Ställe seien nicht nur größer, sondern um ein Vielfaches tiergerechter und menschenfreundlicher als alles andere, was es vorher gab. Bei allen gesellschaftlichen Gruppen werbe das Landvolk Niedersachsen um mehr Akzeptanz. Hilse erwartet von der Politik, dass sie sich den realistischen Gegebenheiten widmet und die Bauern bei ihren Bemühungen, immer noch besser zu werden, unterstützt. „Wir brauchen Lösungsansätze und keine populistischen, ideologischen Entscheidungen“, fasst er zusammen.
Die größten Verlierer der vergangenen Jahre seien die Sauenhalter – 20 Prozent hätten im vergangenen Jahr aufgegeben. Mit dazu beigetragen hätten auch die neuen Regelungen zum Tierschutz. Die EU schreibe seit dem 1. Januar vor, dass tragende Sauen in Gruppen gehalten werden müssten. Das sei aus Sicht des Tierschutzes ein großer Fortschritt. Umfragen belegten aber auch, dass viele kleine und mittelgroße Betriebe aus der Sauenhaltung ausgestiegen seien, weil sie die erforderlichen Investitionen in die Gruppenhaltung nicht tragen können oder wollen. Der Strukturwandel hin zu größeren Betrieben werde sogar beschleunigt.
Wenn am kommenden Sonntag das Erntedankfest gefeiert werde, dann gehe es nicht nur um die Kartoffeln auf dem Feld oder die Ferkel im Stall. Es gehe auch um die Rolle, die die Bauern in der Gesellschaft einnehmen. Hilse wünscht sich, dass es gelingt, die Menschen von der Wirklichkeit auf den Höfen zu überzeugen. Am 15. Juni 2014 bietet der 10. Tag des offenen Hofes eine gute Gelegenheit dazu. „Wir freuen uns über jeden Betrieb, der mitmacht“, motiviert der Landesbauernpräsident seine Mitglieder.
Und so verschieden die landwirtschaftlichen Familienbetriebe in Niedersachsen seien, vom konventionell und ökologisch wirtschaftenden Bauern über die spezialisierten Gemüse- und Milcherzeuger bis zum Geflügelhalter: Das Glück jedes Einzelnen messe sich nicht nur am wirtschaftlichen Erfolg. Glücklich sei vor allem der, der am gesellschaftlichen Leben teilnehme und dessen Arbeit anerkannt werde. „Lassen Sie uns am Erntedankfest deshalb Dank sagen für die unendlich reichliche Natur und ihre Leistung zu unser aller Wohl“, fordert Hilse. Er wünscht den Bauern das gesellschaftliche Ansehen, das jeder Beruf braucht, um junge Menschen dafür zu motivieren. (LPD 74/2013)