Das tiefe Bedürfnis „Dank“ zu sagen

Das tiefe Bedürfnis „Dank“ zu sagen - Foto: Landvolk
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L P D – Der Dürresommer 2018 hat den Landwirten einiges abverlangt: Ackerbauern wie Viehhalter, Ökobauern wie konventionell wirtschaftende Höfe – die Betroffenheit ist in allen Zweigen der Landwirtschaft hoch! Ertragseinbußen von 50 Prozent und mehr sind keine Seltenheit. Und dennoch, oder gerade deshalb, sagen wir „Danke!“ Weil wir Bauern uns nur allzu gut vorstellen können, dass noch vor 100 Jahren ein derart extremes Jahr bittere Not verursacht hätte. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass uns noch größere Einbußen erspart blieben. Moderne Züchtung und neue Anbaumethoden von einer bodenschonenden Bearbeitung über angepasste Düngung und Pflanzenschutz sowie leistungsfähiger Beregnung bis hin zu verlustarmer Ernte und Lagerung haben daran ihren Anteil. Unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger partizipieren davon ebenso und werden die Ernteeinbußen kaum bemerken – weder an der gewohnten Fülle in den Lebensmittelregalen noch an den Preisen. Dazu tragen auch unsere vielfältigen Handelsbeziehungen bei, im europäischen Binnenmarkt sowie mit vielen Staaten außerhalb der EU.

Auch darüber müssen wir reden, an Erntedank, und in gesellschaftlichen Diskussionen, wenn moderne Landwirtschaft mal wieder in die Kritik gerät. Fortschritt in der Landwirtschaft bedeutet keine einseitige Ausrichtung auf mehr Ertrag, mehr Leistung und mehr Profit, sondern das Streben nach einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Wir haben in den vergangenen Wochen immer wieder den gut gemeinten Ratschlag hören dürfen, Landwirtschaft müsse sich an den Klimawandel anpassen. Diesen Prozess haben wir längst angeschoben! Wir legen keinen Schalter um, sondern reagieren in vielen kleinen Schritten mit Sortenwahl, Pflanzenschutz, Düngung, Saat- und Erntezeiten. Damit sind keine spektakulären Umbrüche verbunden, sondern behutsame Reaktionen auf das, was wir Tag für Tag in der Natur beobachten. Leider sind wir dabei auch gefangen in bürokratischen Vorschriften, die oftmals allzu starr und unflexibel ausgelegt sind. Das erleben wir immer wieder bei den Vorgaben aus Brüssel, Berlin und Hannover. Wir fügen auch hinzu: Landwirtschaft korrigiert hier auch Entwicklungen, die seit mehr als 150 Jahren untrennbar mit Industrialisierung und Bevölkerungswachstum verbunden sind. 

Nicht zuletzt bleibt der Dank für die eingebrachte Ernte für uns Bäuerinnen und Bauern hierzulande auch selbstverständlich, weil wir unsere Flächen in Freiheit und Unabhängigkeit bewirtschaften dürfen. Den Nutzen teilen wir mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Wir wissen um die verheerenden Folgen, die totalitäre Regime auf dem afrikanischen Kontinent wie auch vielen anderen Regionen der Welt auslösen: Hunger und eine nicht ausreichende Versorgung zählen zu den Hauptfluchtursachen. Damit sind nur einige Aspekte angesprochen, die uns Landwirte am Erntedank bewegen, die für das tiefe Bedürfnis stehen, unserem Schöpfer zu danken. Darüber lohnt es sich zu diskutieren – untereinander mit unseren Nachbarn, miteinander in der Gesellschaft. (LPD 73/2018)