Der Boden muss das Wasser erstmal verdauen

Der Boden muss das Wasser erstmal verdauen - Foto: Landvolk
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L P D – Im Harz sind im August etwa 250 Millimeter Regen je Quadratmeter gefallen, das ist das Drei- bis Vierfache der langjährigen Durchschnittsmenge. Nach den bereits ungewöhnlich hohen Niederschlägen im Juli von mehr als 300 Millimetern konnte der Boden kein Wasser mehr aufnehmen. Für die Landwirte bedeutet dies eine Zwangspause in der eigentlich arbeitsreichen Zeit der Herbstbestellung. „Wir müssen dem Boden Zeit geben, das Wasser erst einmal zu verdauen, bevor wir an eine Bearbeitung und die neue Aussaat von Raps oder Zwischenfrüchten denken können“, schildert Jürgen Hirschfeld aus Seesen. „Der Boden ist gesättigt! Uns kommt das Wasser auf den Felder entgegen, und zwar dort, wo wir es nie vermutet hätten“, beschreibt der Landwirt die Situation gegenüber dem Landvolk Pressedienst.

Raps hat im Vergleich zu Getreide besonders hohe Ansprüche an die Aussaatbedingungen. Die Landwirte setzen alles daran, diese zu erfüllen. Denn unter guten Bedingungen, also der richtigen Aussaattiefe, der optimalen Temperatur und natürlich der guten aber nicht übermäßigen Wasserversorgung, keimen die Samen zügig, und die Pflanzen können sich gut entwickeln. Je größer die Rapspflanzen sind, desto weniger anfällig sind sie gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Ein guter Start wirkt sich also auf die gesamte Vegetationsperiode und schließlich auch den Ertrag aus. Auf diese guten Bedingungen warten die Landwirte derzeit in Niedersachsen. Auch die Aussaat der Zwischenfrüchte verzögert sich in diesem Jahr. Damit Senf, Phacelia, Ölrettich und Co. vor dem Winter den Boden gut durchwurzeln und bedecken und ihre erosionsmindernde Wirkung entfalten können, sollten sie allerdings so früh wie möglich ausgesät werden.

Die Landwirte hoffen nun auf stabiles Hochdruckwetter, um die Bodenbearbeitung und die Aussaat beginnen zu können. Regional warten einige allerdings auch noch darauf, endlich die Getreide- und Rapsernte beenden zu können. Die schwierige Ernte, der witterungsbedingt schlechte Ertrag und die Verzögerung der Aussaat in diesem Jahr könnten in diesem Jahr dazu führen, das der Rapsanbau in Niedersachsen weiter zurück geht, gibt Hirschfeld zu bedenken. „Wir haben für den empfindlichen Raps außerdem immer weniger Pflanzenschutzmittel zu Verfügung, damit steigt natürlich das Risiko von Ernteausfällen. Viele Bauern wenden sich daher vom Raps ab“, befürchtet der Landwirt. (LPD 63/2017)