
Austausch zwischen Herstellern und den Pflanzenbauern soll Fortschritt fördern
L P D – Die Landwirtschaft nachhaltiger und effizienter zu gestalten, ist das Ziel des sogenannten „Precision Farmings“. Viele Innovationen der Digitalisierung werden bisher allerdings nur vereinzelt eingesetzt. „Für eine breitere Nachfrage müssen zwei Faktoren gegeben sein: Sicherheit und Service“, sagt Volker Hahn, Vorsitzender des Netzwerks Ackerbau Niedersachsen (NAN), der sich mit seinem langjährigen Erfahrungsschatz als Landwirt in das Praktikernetzwerk des Agrotech Valley Forums einbringt. Durch den Einsatz von Aushilfskräften in stressigen Zeiten wie der Ernte und mangelndem qualifiziertem Personal in den Landmaschinenwerkstätten hapere es an diesen beiden Punkten noch.
Trotzdem sieht Hahn den immensen Fortschritt, der mit „Precision Farming“ möglich ist und engagiert sich im Austausch mit Praktikern, Wissenschaft und Wirtschaft. „Auch die Landwirte müssen sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen, das kostet Zeit und Geld“, sagt Hahn und zeigt Verständnis für die Berufskollegen, die aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage zurückhaltend sind und sich vorerst auf bereits bewährte Technik beschränken. Denn nichts sei frustrierender, als eine streikende Technik in einem ohnehin engen Zeitfenster
Landwirte für die spannenden Ziele und Zukunftsfragen der Digitalisierung zu begeistern, diese Aufgabe deklariert das Agrotech Valley Forum für sich. „Wir wollen Forschung, Entwicklung und Landwirtschaft zusammenbringen“, sagt Robert Everwand, Geschäftsführer des Agrotech Valley Forums und denkt dabei vor allem an Workshops, in denen gezeigt wird, woran derzeit gearbeitet wird und wo der Mehrwert der neuen Technik liegt. „Dabei geht es auch um agronomische Prozesse, also beispielsweise neue Verfahren, die nicht direkt mit digitaler Landwirtschaft zusammenhängen“, ergänzt Dr. Henning Müller, Vorsitzender des Agrotech Valley Forums. Ihm ist wichtig, aufzuzeigen, dass mit dem des Netzwerk Ackerbau Niedersachsen und dem Agrotech Valley Forum zwei etablierte Netzwerke an der Schnittstelle Landwirtschaft – Landtechnik zusammenarbeiten.
„Die Landwirte bekommen Einblicke in die Entwicklung und können direkt mitgestalten“, erläutert er. Die Hersteller bekämen den Rahmen gesteckt und profitierten von den Praxisempfehlungen. „Gleichzeitig wollen wir aber das beiderseitige Verständnis füreinander verbessern“, sagt Müller. Die Anforderungen würden vielfältiger und da falle es manchmal schwer, zu verstehen, warum Dinge nun so oder so gemacht wurden. Die Nutzung von Daten, das Datenmanagement, Weiterbildungen und Qualifizierungen zur Nutzung neuer Technologien sollen weitere Schwerpunkte bilden. „Ich kann mir konkret vorstellen, dass wir unsere Juristen mal einladen und den Data Act zerlegen. Dann sehen die Hersteller, was die Landwirte erwarten, und die Juristen sagen, ob das überhaupt funktioniert“, nennt er ein Beispiel wie durch den Austausch zwischen Herstellern und den Pflanzenbauern der Fortschritt gefördert werden soll, um zukünftig die Ressourcen noch besser zu nutzen.
Welche Techniken 2022/2023 auf deutschen Höfen eingesetzt wurden, zeigen die Daten der Agrarstrukturerhebung 2023 des Statistischen Bundesamts: In den Jahren 2022/2023 überwachten knapp 53.000 landwirtschaftliche Betriebe ihre Anbau- und Standortbedingungen mit Wetterstationen, Bodenscanning, Maschinen mit Ertragskartierung oder N-Sensoren. Das entspricht rund 21 Prozent aller Betriebe. Variabel steuerbare oder bedarfsabhängige Ausbringungstechnik für Dünge- oder Pflanzenschutzmittel sowie Saatgut nutzten rund 47.000 landwirtschaftliche Betriebe (18 Prozent aller Betriebe). Gut 19.000 Betriebe verwendeten Maschinen zur reihenweisen Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln. Das entspricht acht Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe. Selbststeuernde und autonom arbeitende Maschinen wurden auf rund sechs Prozent der Betriebe genutzt (14.450 Betriebe). Dazu zählen GPS-gesteuerte Traktoren, nicht jedoch autonom arbeitenden Maschinen in der Viehwirtschaft. Melkroboter werden in der Statistik separat erfasst. (LPD 07/2025)
