Experimentierfreudiger Landwirt im Auetal baut erstmals Schlafmohn an
L P D – Neues ausprobieren und experimentieren sind Werner Klemmes Ding. Der Landwirt aus dem Auetal baut erstmals Schlafmohn an: „Ich bin sicherlich der einzige norddeutsche Landwirt mit dieser Kultur“. Während eines Urlaubs in Österreich fiel ihm ein Feld auf mit Papaver somniferum, so der botanische Name des Mohns, erzählt er gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Der Niedersachse unterhielt sich mit dem Kollegen in Österreich und war schnell entschlossen: Das probiert er selbst aus. Doch ganz so leicht ließ sich seine Idee nicht umsetzen. Vor dem Anbau lag der etwas steinige Weg bis zur Genehmigung durch die Bundesopiumstelle. Sie hat das Feld sozusagen unter Beobachtung, damit dort kein Opium hergestellt wird. Die von Klemme gewählte Sorte enthält ohnehin zu wenig Opium für die Drogengewinnung. Er will auf seinen Feldern nicht den Milchsaft der unreifen Kapseln nutzen, sondern die vielen hundert kleinen blau-grauen Samen jeder Kapsel. Als Zutat in Gebäck wie Brötchen oder Mohnkuchen oder zu Speiseöl gepresst lassen sich die Samen verwenden. Das schnelltrocknende Öl eignet sich zudem zur Herstellung hochwertiger Malerfarben.
Der Start mit seinem Mohn war nicht einfach. „Die Einstellung der Drillmaschine für die feine Saat war schon etwas schwierig“, erinnert sich Klemme. Lange hat er dann gewartet, bis sich das erste zarte Grün auf den beiden Feldern mit insgesamt gut zwölf Hektar Größe zeigte. Danach war es dem aus Kleinasien stammenden Mohn zu kalt. Nach der schwierigen Anfangsphase aber wuchsen die Pflanzen zügig, beeindruckten im Juni mit ihren lila-weißen Blüten und zogen viele neugierige Blicke auf sich. Der Schlafmohn benötigt weder viel Düngung noch Pflanzenschutz, Klemme bezeichnet ihn als ähnlich anspruchslos wie Mais. Sein österreichischer Kollege hat ihn auf Feldern angebaut, wo nach seiner Aussage „nur Unkraut wächst“. Die Pflanzen wurzeln tief und kommen daher auch mit der aktuell trockenen Witterung gut zurecht. Sie werden aber dem Weizen als Folgefrucht eine gute Bodengare hinterlassen und haben einen hohen Vorfruchtwert. Für die Mitte bis Ende August bevorstehende Ernte wird Klemme am Mähdrescher einige Veränderungen vornehmen müssen. Seine Ertragserwartung liegt bei 700 bis 800 Kilogramm je Hektar, da ist noch Spielraum nach oben. Aber er ist sich sicher, dass er im nächsten Jahr die Fläche verdoppeln wird. Erste Gespräche zur Vermarktung der Ernte hat er geführt und freut sich auf weitere Interessenten. Ölmühlen möchten gern ein Muster sehen, ehe sie Ware ordern, das kann Klemme im Herbst liefern. Der Preise orientiert sich am Weltmarkt, wo es große Schwankungen gibt. Anbieten wird der innovative Landwirt seinen Mohn natürlich auch im eigenen Hofladen: www.hofladen-klemme.de. (LPD 57/2019)