Erntedank

Erntedank - Foto: DBV
Foto: DBV

L P D – Die Erntedankfeier hat eine lange Tradition. Zum Ende der Erntearbeiten danken die Landwirte überall in Niedersachsen in festlich geschmückten Kirchen für die gute Ernte auf den Feldern, in Wald und Garten, für gesunde Tiere im Stall und für das private Glück in der Familie. „Einige kennen vielleicht noch Zeiten, in denen die gute Ernte nicht nur über den wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe entschied, sondern für alle Menschen überlebenswichtig war“, erinnert Landvolkpräsident Werner Hilse.

Die Ernteerträge schwanken in jedem Jahr, doch Totalausfälle die gar zu Hungersnöten führen können, sind für die Menschen in Deutschland inzwischen unvorstellbar geworden. Lebensmittel sind immer und überall verfügbar, kaum jemand dankt hierfür noch seinem Schöpfer beim morgendlichen Biss ins Brötchen. Durch die veränderten Strukturen des Lebensmittelmarktes produzieren Landwirte in vielen Fällen nur noch die Rohstoffe für die Lebensmittelindustrie. Damit wird aus dem mit viel Mühe angebauten Weizen, ein anonymes Brötchen in der Selbstbedienungstheke im Supermarkt. „Wir stehen nicht mehr selbst für unsere Produkte und deren Herkunft. Und den Kunden sind unsere Produktionsweisen eher fremd geworden“, sagt Hilse.

Durch einseitige, oft nicht sachgerechte Berichterstattung über die moderne Lebensmittelproduktion werden viele Menschen verunsichert. Es werden Ängste geschürt und diese schlagen manchmal in Wut um, bis hin zu persönlichen Angriffen auf Landwirte und Anfeindungen deren Kinder in den Schulen. „Das trifft uns ins Herz. Auch wenn die Betriebe größer und spezialisierter werden, dahinter stehen wir Bauern mit unserer Tradition, Verantwortung und unseren Familien. Wir sind offen für Fragen, konstruktive Kritik an unserer Arbeit, und wir sind dankbar für jedes persönliche Gespräch“, führt Hilse aus. Gemeinsam mit seinen niedersächsischen Berufskollegen möchte er das Bild der Bauern in der Öffentlichkeit wieder gerade gerückt haben. Auch die Politik kann hierzu beitragen. Eindrucksvoll, mit mehr als 4.000 Bäuerinnen und Bauern und 150 Treckern, aber dennoch sehr friedlich, haben die niedersächsischen Landwirte ihre Interessen vor wenigen Tagen bei einer Demonstration nach Hannover getragen. „Die Landesregierung muss insbesondere für die jungen Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolger wieder Perspektiven für unseren Berufstand schaffen“, fordert Hilse und ist dankbar für den großen Zusammenhalt der Bauern.

„Wir Menschen in Europa, Deutschland und damit auch in Niedersachsen müssen dankbar sein für einen reich gedeckten Tisch, der an Vielfalt und Qualität nichts offen lässt. Sehr vielen Menschen auf der Welt ist dieses hohe Gut nicht vergönnt, wie wir täglich in den Nachrichten verfolgen können. Dies alles haben wir nicht zuletzt dem Frieden in unserem Land, einer intakten Landwirtschaft, aber im großen Maße auch Gottes Segen zu verdanken. Diesen Dank wollen wir am Erntedanksonntag besonders hervorheben“ unterstreicht Hilse. (LPD 76/2015)