Es ist etwas aus dem Lot

Es ist etwas aus dem Lot - Foto: Landvolk
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L P D – Landwirtschaftliche Betriebsleiter stehen aktuell unter einem immensen wirtschaftlichen Druck, zusätzlich fühlen sie sich enormen emotionalen Belastungen ausgesetzt. Diese Beobachtung schilderte Landvolkvizepräsident Albert Schulte to Brinke im Interview mit der landwirtschaftlichen Fachzeitung „Land & Forst“. „Wenn in einer sozialen Marktwirtschaft die sozialen Aspekte für eine ganze Berufsgruppe ausgeblendet werden, dann ist etwas aus dem Lot“, erklärte der 60-jährige Milchviehhalter aus Bad Iburg. Er nannte die hohen und stetig steigenden Erwartungen, die aus Gesellschaft und Politik an die Landwirte herangetragen werden. Die Familienbetriebe hätten in den vergangenen Jahren bereits kräftig investiert, um beispielsweise den höheren Ansprüchen an die Tierhaltung und die Produktqualität gerecht werden zu können. Nun seien aber die Reserven sowohl bei Schweine- wie auch Milchviehhaltern erschöpft. „Es darf nicht zu einem Dammbruch kommen“, warnte Schulte to Brinke und stufte die Umsetzung weiterer Forderungen durch die praktischen Landwirte derzeit als „nicht realistisch“ ein. Er freue sich, sagte er weiter, wenn Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer öffentlich beteuere, er stehe auf Seiten der Landwirte. Dieser Selbsteinschätzung müssten allerdings auch erkennbare Taten folgen.

Kritisch äußerte sich der Landvolkvizepräsident zu der Absicht von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der Handelsfusion von Tengelmann und Edeka seine Erlaubnis zu erteilen. Gabriel lasse sich allein von der Zusage leiten, dass im Handel Arbeitsplätze gefährdet sein könnten und schlage damit alle Warnungen des Kartellamtes aus. Auf der Gegenseite aber zeige er keinerlei Interesse an der Sicherung bäuerlicher Familienbetriebe und ihrer Mitarbeiter. „Mit den vor- und nachgelagerten Branchen bieten wir deutlich mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze als die Handelsunternehmen“, sagte Schulte to Brinke. Diese Familien müssten ebenfalls auf das Interesse der Politik vertrauen können. (LPD 10/2016)