EU-Öko-Verordnung birgt dicke Stolpersteine

Foto: Landvolk Niedersachsen
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Landvolk und LÖN befürchten erhebliche Nachteile für Niedersachsens Ökohöfe

L P D – Niedersachsens Ökobauern sind in großer Sorge. Grund sind die neuen Produktionsbedingungen für den Ökolandbau, die in der EU über mehrere Jahre diskutiert und verhandelt wurden und über die nun Anfang kommenden Jahres abgestimmt werden soll. Landvolkpräsident Albert Schute to Brinke hat sich gemeinsam mit Friedemann Wecker von der Landesvereinigung Ökologischer Landbau Niedersachsen (LÖN) an Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast gewandt: „Die EU-Ökoverordnung muss machbar gemacht werden“, lautet ihre dringende Bitte an die Ministerin. Schulte to Brinke und Wecker befürchten „unüberwindbare Stolpersteine“ für die weiteren Perspektiven des Ökolandbaues, weil die EU-Vorgaben nicht mit den deutschen Standards kompatibel sind. Die EU-Öko-Verordnung stehe in deutlichem Gegensatz zu dem erklärten Ziel des Landes, den Ökolandbau weiterzuentwickeln, zu stärken und zukunftsfähig zu machen, heißt es in dem Brief an die Ministerin. Die Kritik beider Verbände entzündet sich an verschiedenen Punkten. So befürchten sie für die Geflügelhaltung aufgrund der diskutierten Vorgaben einen Bestandsabbau um mindestens 30 Prozent, ausgelöst durch eine neue Bewertung verschiedener Stallflächen. Sollte die EU-Öko-Verordnung in der jetzt diskutierten Form umgesetzt werden, dürfte der in Deutschland tierschutzrechtlich obligatorisch vorgeschriebene Kaltscharraum, auch als Veranda bekannt, nicht mehr zur Stall- oder Außenfläche hinzugezählt werden. Verschärft wird diese Vorgabe, da keine Übergangsfrist vorgesehen ist und die Betriebe bis 2021 keine Alternative umsetzen können, sie müssten ihre Tierzahlen verringern. Betroffen sind davon auch Vorzeigebetriebe, die für ihre vorbildliche Öko-Geflügelhaltung ausgezeichnet wurden. Auch die Öko-Schweinehalter befürchten erhebliche Probleme, da größere Außenflächen in der Summe nicht mehr zum Platzangebot des Stalles hinzugerechnet werden dürfen. Schließlich weisen das Landvolk und die LÖN auf erhebliche Probleme in der Futterversorgung für sogenannte Umstellungsbetriebe hin. Das auf diesen Höfen erzeugte Futter soll nicht mehr als Öko-Mischfutter anerkannt werden und lässt sich damit lediglich konventionell vermarkten. Das schmälert einerseits die verfügbare Menge an Futtermitteln in Ökoqualität und bedeutet für die Umstellungsbetriebe in einer schwierigen Phase zusätzliche Verluste. „Damit werden umstellungswillige Landwirte regelrecht ausgebremst“, warnen Landvolk und LÖN. In Niedersachsen wirtschafteten 2018 nach Daten des Kompetenzzentrums Ökolandbau (KÖN) insgesamt 1.953 Landwirte nach den Kriterien des Ökolandbaues, 160 mehr als im Jahr zuvor. Damit stellen die Ökohöfe 2018 einen Anteil von 5,4 Prozent unter allen 35.900 Höfen Niedersachsens. (LPD 93/2019)