Gänse sind in Ostfriesland zur Plage geworden

L P D – Es ist ein Naturereignis, wenn sich tausende Gänse auf den Wiesen und Äckern in Ostfriesland niederlassen. Den Landwirten, denen die Wiesen und Äcker gehören, bereitet dieses Schauspiel allerdings ziemliche Probleme. Wie der Landvolk-Pressedienst berichtet, bekommen sie schon Albträume, sobald sie die Gänse nur über ihren Hof fliegen hören. „Komplett abgefressene Getreidebestände sind an der Tagesordnung“, sagt Karl Hedden, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland. Auch der für die Milchviehfütterung wertvollste erste Schnitt vom Grünland sei in vielen Fällen unbrauchbar, weil die Gänse das Gras nicht nur abfressen, sondern auch stark verkoten. Hedden fordert einen finanziellen Ausgleich des Schadens „ohne Wenn und Aber“. Die Landwirte erbrächten eine Leistung für die Gesellschaft, die sich den Schutz der Tiere wünsche, diese Leistung müsse auch honoriert werden.

In den vergangenen Jahren hat die Gänsepopulation in Niedersachsen enorm zugenommen. Allein in Ostfriesland werden deutlich mehr als 100.000 Tiere gezählt. Dort sind von den 190.000 Hektar (ha) landwirtschaftlich genutzter Fläche 38.000 ha als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Das sind immerhin 20 Prozent. Schutzbestimmende Art ist die Gans, die sich zum Teil dort so wohl fühlt, dass sie gar nicht mehr wegfliegt und ganzjährig bleibt. „Vor allem an den Binnengewässern wie dem „Großen Meer“ hat sie sich zur Plage entwickelt“, sagt Hedden. Erleichterung für die Landwirte soll das als Pilotprojekt vier Jahre lang erprobte „Rastspitzenmanagement“ bringen. Doch auch hier sieht Hedden ein Problem: „Das ist ausschließlich für Landwirte gedacht, die ohnehin schon am Vertragsnaturschutz teilnehmen“. Die Gänse würden auf die Kernzonen der Förderkulissen jedoch keine Rücksicht nehmen. Die Folge: Landwirte, deren Felder nicht in der Kernzone liegen, müssen sich zwar von den Gänsen die Felder abfressen lassen, bekommen aber kein Angebot zur Entschädigung. Weil die Flächen zudem im Landschaftsschutzgebiet liegen, dürfen sie die Vögel nicht einmal verscheuchen.

Für den Vorschlag aus dem Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, die Jagd in Schutzgebieten einzuschränken oder sogar ganz zu verbieten, haben die Landwirte vor Ort kein Verständnis. „Wir sehen ja, dass die Jagd den Tieren nicht gefährlich wird“, sagt Hedden. Probleme sieht er auch bei den geplanten Maßnahmen zum Wiesenvogelschutz. Vor allem die Frühjahrsruhe und eine eingeschränkte Weidebesatzdichte könnten von den Landwirten nicht akzeptiert werden. Die Tatsache, dass alle Landwirte, die am Vertragsnaturschutz teilnehmen, auch am Wiesenvogelschutz teilnehmen sollen, empfinden die ostfriesischen Bauern zudem als Erpressung. (LPD 58/2014)