Gräser liegen drei Wochen zurück

L P D – Der lange Winter fordert seinen Tribut auch auf dem
Grünland: Das Wachstum liegt rund drei Wochen zurück. Bis Mitte April
mussten sich die Landwirte gedulden – dann endlich konnten in den
meisten Regionen Niedersachsens die Arbeiten auf den Wiesen und Weiden
beginnen, berichtet Gerd Lange, Grünlandberater bei der
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, gegenüber dem
Landvolk-Pressedienst. Die Berater der Landwirtschaftskammer sind
derzeit auf vielen Flächen in ganz Niedersachsen unterwegs und nehmen
Mähproben. Die werden untersucht und ausgewertet, um den richtigen
Zeitpunkt für die erste Ernte zu bestimmen. Ersten vorsichtigen
Schätzungen zufolge könnte der Termin in den letzten Maiwochen liegen,
rund zwei Wochen später als sonst. Einen großen Einfluss wird weiter das
Wetter der nächsten Wochen haben. Einen gewissen Rückstand kann das
Gras ausgleichen, berichtet Lange, fällt aber auch der Mai noch kalt
aus, werden die Pflanzen wieder ausgebremst. Von insgesamt 2,6 Millionen
Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche werden in Niedersachsen knapp
700.000 Hektar als Dauergrünland bewirtschaftet, etwas weniger als
Getreide mit 780.000 Hektar. Dauergrünland wird, anders als Getreide,
Zuckerrüben oder Raps, nicht jedes Jahr neu angesät, sondern bildet eine
mehrjährige Pflanzendecke. Um Futter für Milchkühe, Mutterkühe, Schafe
oder Pferde zu ernten, werden Grünlandflächen je nach Nutzungsintensität
zwischen zwei und fünf Mal pro Jahr gemäht oder von den Tieren im
Sommer beweidet.

Da der erste Mähtermin mit der Kinderstube
vieler Wildtiere zusammenfällt, müssen Landwirte, Lohnunternehmen und
Jäger eng zusammenarbeiten. Rehkitze sind besonders gefährdet, da sie
von der Mutter im hohen Gras versteckt werden und sich bei Gefahr
ducken, anstatt zu flüchten. Durch rechtzeitiges Aufstellen von
Knistertüten, Flatterband oder Kofferradios wird das Muttertier gewarnt
und bringt das Kitz in ein anderes Versteck. Das Mähen von innen nach
außen ist wichtig, um Fasanen und Hasen einen Fluchtweg offen zu halten.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt Landtechnikunternehmen
bei der Entwicklung von marktfähigen Sensoren, mit denen in den Wiesen
verstecktes Wild beim Mähen erkannt wird. (LPD 32/2013)