Herdenschutzzäune sind keine echte Lösung

Herdenschutzzäune sind keine echte Lösung - Foto: Bettina Diercks
Foto: Bettina Diercks

L P D – Ein Elektrozaun mit mindestens 90 Zentimetern Höhe oder ein Maschendrahtzaun oder Knotengeflecht mit mindestens 120 Zentimetern Höhe, jeweils mit Untergrabeschutz, wird derzeit noch als wolfsabweisender Grundschutz angesehen. Eine Entschädigung für Wolfsrisse können Weidetierhalter in Niedersachsen nur erhalten, wenn sie diesen erfüllen. Trotz finanzieller Förderung und sogar dem Angebot von freiwilligen Helfern aus Naturschutzverbänden, bei der Errichtung solcher Zäune zu helfen, sind diese Herdenschutzmaßnahmen nach Ansicht des Landvolks Niedersachsen für eine flächendeckende Umsetzung auf hunderttausenden von Hektar Weideflächen in der Praxis untauglich. Immer wieder haben Wölfe diese und auch weit höhere Zäune problemlos überwunden, es beginnt aktuell bereits eine Aufrüstungsspirale beim Herdenschutz. Werden den Tierhaltern durch Wolfsangriffe getötete oder verletzte Tiere nach erfolgreicher Beantragung entschädigt, bleibt diese für in Panik verletzte und traumatisierte Tiere zudem aus. Hinzu kommen die ständigen Sorgen der Weidetierhalter um ihre Rinder, Schafe, Ziegen oder Wildtiere und die psychische Belastung nach einem Wolfsangriff.

Nach Ansicht des Landvolks Niedersachsen kann eine wolfssichere Umzäunung aller Weiden in Niedersachsen nicht die Lösung sein. Für Deichschäfer oder Rinderhalter sind wolfsabweisende Zaunbauten keine Option. Die rund 10.000 niedersächsischen Hobby-Schafhalter, die mit ihren Tieren ganz nebenbei einen beträchtlichen Beitrag zur Landschaftspflege leisten, können den geforderten aufwändigen Herdenschutz nicht erfüllen. Flächendeckend aufgestellte Schutzzäune würden das Landschaftsbild in allen Regionen zudem massiv beeinträchtigen und die Landschaft durchschneiden.

Vor dem Menschen zeigen viele Wölfe inzwischen keine Scheu mehr. Selbst bei Tageslicht werden sie schon mitten in Dörfern und auf Hofstellen gesichtet und zu Recht als wachsende Bedrohung auch für die Bevölkerung angesehen. Es stellt sich inzwischen die Frage, ob in Kürze auch Dörfer und Bauernhöfe bei der rasant wachsenden Wolfspopulation wolfsabweisend verbarrikadiert werden sollen. Die im Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement zusammengeschlossenen Verbände aus dem ländlichen Raum setzen sich daher dafür ein, dass unverzüglich Maßnahmen zur Regulierung des Wolfsbestandes ergriffen werden. (LPD 21/2018)