Hilse warnt vor „stillem Rückzug“ bäuerlicher Familienbetriebe aus der Landwritschaft

Hilse warnt vor "stillem Rückzug" bäuerlicher Familienbetriebe aus der Landwritschaft - Foto: Landvolk
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L P D – „Die wirtschaftliche Situation auf unseren Höfen übertrifft in ihren negativen Ausmaßen alle bisherigen Erfahrungen“, schildert Landvolkpräsident Werner Hilse die aktuelle Einkommensentwicklung in der Landwirtschaft. Nach seiner Darstellung sehen sich zu viele Landwirte unter einem erheblichen finanziellen Druck: „Das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2014/15 brachte ein deutliches Minus, gegenüber dem Vorjahr haben sich die Unternehmensergebnisse schlichtweg halbiert. Für das laufende Jahr müssen wir leider nochmals mit einem deutlichen Rückgang der Unternehmensergebnisse in allen Betriebszweigen rechnen.“ Nach einem kurzen Zwischenhoch im Wirtschaftsjahr 2013/14 würden die Einkommen der Landwirte dann zum 3. Mal in Folge erheblich abrutschen, trotz geringerer Kosten für Futtermittel oder Energie. Das halte kaum ein Hof auf Dauer durch, Entlastung müsse über Märkte kommen. Gefordert sei aber auch die flankierende Hilfe der Politik. Sie dürfe der Landwirtschaft beispielsweise die desaströsen Folgen des Russlandembargos nicht allein aufbürden.

„Leider müssen wir aber mit Blick auf Brüssel, Berlin und Hannover zurzeit genau das Gegenteil feststellen“, sagt der Landvolkpräsident. Mit neuen Gesetzen, ganz gleich ob die sogenannte NEC-Richtlinie aus Brüssel, die Düngeverordnung des Bundes oder der Tierschutzplan des Landes mit seinen weitreichenden Folgen, würden den aktiven Landwirten stets neue Ausgaben aufgebürdet, bevorzugt im Umwelt- und Tierschutzbereich. „Und dabei muss der Landwirt zu allem Überfluss für die damit verbundenen Investitionen noch geringere Einkommen einkalkulieren, weil seine Produktion beschnitten wird. Höhere Ausgaben, geringere Erträge, das läuft betriebswirtschaftlich auf eine Katastrophe hinaus“, befürchtet Hilse und warnte vor zunehmenden Eigenkapitalverlusten auf den Höfen. Die Bauern seien es auch leid, von Marktforschern und Politikern mit der Aussicht auf höhere Erlöse für vermeintlich besser erzeugte Produkte vertröstet zu werden. „Diese in Umfragen geäußerten Absichten halten bis zur Ladenkasse nie an, die Bauern bleiben dann auf ihren Kosten sitzen, der „Mehrwert“ werde immer nur im Soll, niemals im Haben verbucht. „Das führt zu sehr viel Verdruss auf den Dörfern“, sagt Hilse und warnt vor einem stillen Rückzug aus der Landwirtschaft.

Eine solche Beobachtung bezeichnet er mit Blick auf die Gunst des Agrarstandortes Niedersachsen als „fatal“. Die niedersächsischen Landwirte hätten eine vergleichsweise ordentliche Ernte einbringen können, seien bei den tierischen Leistungen gut aufgestellt und „kommen dennoch nicht über die Runden“. Als Grund dafür nannte Hilse von Politik, Gesellschaft oder Handel und Verarbeitungsunternehmen verursachte Faktoren, denen sich die Landwirte nicht entziehen könnten. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft als zweitwichtigste Branche des Landes erhalte zwar gelegentlich verbale Streicheleinheiten, „aber es fehlt ein deutliches Signal der Unterstützung“, kritisierte Hilse. Den VW-Mitarbeitern beispielsweise habe der Ministerpräsident in einem beeindruckenden Schreiben versichert, er stehe in dieser schwierigen Zeit an ihrer Seite und zum Unternehmen. Solche eindeutigen Bekenntnisse gegenüber der Landwirtschaft gebe es leider nicht.

Hilse wünschte sich in der öffentlichen Diskussion zur und über Landwirtschaft eine Rückbesinnung auf Fachargumente, wissenschaftlich überprüfte Daten und zugleich Wirtschaftlichkeit. Mit seiner „sanften Agrarwende“ dagegen werfe Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer sämtliche ökonomischen Prinzipien über Bord und stelle sich ausschließlich in den Dienst seiner Wählerschaft. „Wenn unseren Landwirten das Geld ausgeht und sie nur noch in Umwelt- und Tierschutz investieren dürfen, ohne jegliche Rentabilitätsrechnung, dann leiden bald auch Handwerksbetriebe und andere Unternehmen im ländlichen Raum“, warnte Hilse. Der Agrarstandort Niedersachsen nehme bereits großen Schaden. (LPD 96/2015)