Junglandwirte sorgen sich um Märkte in Krisenzeiten

Junglandwirte bei REWE
Rund 80 junge Landwirtinnen und Landwirte besichtigten im Rahmen der Veranstaltung „Perspektiven des (Land-) Wirtschaftens“ das REWE-Lager in Lehrte Foto: Landvolk
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Berufsnachwuchs diskutierte in Lehrte mit Experten und appellierte an die Politik

L P D – „Wir sind Lebensmittel-Händler und deshalb brauchen wir Menschen, die Lebensmittel produzieren“, brachte es Jochen Vogel, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei REWE Nord bei der Tagung der Junglandwirte Niedersachsen, der Niedersächsischen Landjugend und der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft auf den Punkt.

Rund 80 junge Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Niedersachsen waren für die Veranstaltung „Wandel der Märkte in Krisenzeiten“ der Reihe „Perspektiven des (Land-) Wirtschaftens“ nach Lehrte bei Hannover gekommen, um mit Verantwortlichen aus dem Handel, Experten, Praktikern sowie mit Abgeordneten des Niedersächsischen Landtags zu diskutieren. Die Moderation übernahm Land & Forst-Chefredakteurin Maren Diersing-Espenhorst.

Dr. Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, gab einen Überblick über die Turbulenzen an den Märkten. „Die Land- und Fleischwirtschaft ist mit existenzbedrohenden Multikrisen konfrontiert“, sagte er und prognostizierte, dass sich die Agrarrohstoffe langfristig erheblich verteuern werden. Er riet der jungen Generation, die teuren Mineraldünger durch Wirtschaftsdünger zu ersetzen.

Landwirt Herbert Schütte aus Northeim setzt in der aktuellen Krise auf Diversifizierung. Er stellte sein 2021 gegründetes Unternehmen „Der Ölacker“ vor, in dem er selbstangebaute Saaten zu hochwertigen Ölen verarbeitet und vermarktet.

„Regionale Konzepte sind gut, aber wenn sie nachhaltig und größer vermarktet werden sollen, muss sich in der Gesellschaft etwas ändern“, beantwortete Vogel die Frage aus dem Plenum der jungen Landwirte. Er sicherte ihnen Gesprächsbereitschaft zu, verwies gleichzeitig aber auf die verarbeitenden Betriebe, die zwischen Bauern und Händlern stünden. Das Regionalitäts-Konzept der REWE für die direkte Zusammenarbeit mit Landwirten, welches unteren anderem die „REWE-Lokal-Partnerschaft“ beinhaltet, wurde anschließend von Isabel van der Walle, Leiterin Category Management Regionalität REWE Nord, vorgestellt.

„Ernährung, Wohnen und Heizen sind Grundbedürfnisse, die sich in einem reichen Land wie Deutschland jeder leisten können muss“, sagte Hermann Grupe (FDP). Der Vorsitzende des Agrarausschusses des Niedersächsischen Landtages hob die Wichtigkeit der Agrarpolitik hervor und forderte eine Rückbesinnung auf die Selbstversorgung.

„Wir müssen unserer globalen Verantwortung gerecht werden“, betonte Thordies Hanisch (SPD). Es sei wenig zielführend, wenn in Deutschland Felder und Ställe stillgelegt würden, um die Landwirtschaft in anderen Ländern zu intensivieren, wie es die von der EU geplante Pflanzenschutz-Verordnung mit Reduzierung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent zur Folge hätte. Wenn diese Pläne umgesetzt werden, kann die junge Generation die elterlichen Höfe in vielen Fällen nicht übernehmen. Die Abgeordneten waren sich einig, dass dies zu verhindern sei. „Dieser Vorschlag ist perfide“, fasste Dr. Marco Mohrmann (CDU) zusammen. Klimaschutzziele müssen weltweit erreicht werden, doch das gelinge nur, wenn die Politik an einem Strang ziehe. (LPD 76/2022)

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