Kaltblüter rücken Baumstämme und schonen die Erde

Foto: Stolzenberg

Fohlenregistrierung auf stabilem Niveau – Charakter entscheidend

L P D – Pferde sind zu teuer für die Waldarbeit – dieses Vorurteil hält sich hartnäckig. „Das ist aber Quatsch“, ist sich Kay Stolzenberg aus dem Wendland sicher, der seit 20 Jahren mit Pferden im Wald arbeitet. Die Art und Weise der Waldarbeit unterscheide sich grundsätzlich vom maschinellen Vorgehen und sei nur schwer vergleichbar. Während die maschinelle Holzernte auf Gassen in 20 Metern Abstand angewiesen sei, lasse die Rückearbeit mit dem Pferd dem natürlichen Lebensraum Wald mehr Raum und der Waldboden bleibe weitestgehend unberührt. Weil die Nachfrage nach Holzrückern mit Pferden aber immer weiter zurückgegangen ist, listet die Interessengemeinschaft Zugpferde e.V. derzeit nur noch drei niedersächsische Anbieter des nachhaltigen Holzernteverfahrens auf, schreibt der Landvolk-Pressedienst.

„Ich habe zwar gut zu tun, dafür muss ich aber auch flexibel sein“, sagt Stolzenberg, der manchmal wochenlang in weit entfernten Wäldern unterwegs ist. Damit die übrigen Pferde auch in seiner Abwesenheit versorgt werden, teilt er sich die Tiere mit einer Demeter-Gärtnerei, die nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft arbeitet. „Fünf Hektar lassen sich gut mit einem Pferd bewirtschaften“, lautet seine Erfahrung. Vor allem wenn – wie im Bioanbau – auf chemischen Pflanzenschutz verzichtet werde und der Boden daher öfter bearbeitet werden müsse. Insgesamt nennt er fünf Kaltblüter sein Eigen. Die zwei Schimmel sind Boulonnais Kaltblutpferde aus Frankreich, die aufgrund ihres hervorragenden Arbeitseifers besonders gut für die Arbeit im Wald und in der Landwirtschaft zu gebrauchen seien. Angepaart mit Schleswigern ist im Laufe der Jahre eine kleine Pferdefamilie mit einem Hengst, einem Wallach, drei Stuten und einem Jährling entstanden. Besonderen Wert legt der Fachmann neben dem Charakter auf die Langlebigkeit der Tiere. „Mit 16 Jahren hat das Pferd viel Erfahrung, und die gemeinsame Arbeit macht am meisten Spaß“, weiß der Pferdefachmann, der seine „Kollegen“ selbst ausgebildet hat und mit viel Begeisterung dabei ist.

Neben den Holzrücketätigkeiten erfreuen sich Kaltblüter auch im Hobbybereich zum Kutschefahren oder Reiten stetiger Beliebtheit. „Die Nachfrage nach gerittenen Kaltblütern ist in den vergangenen Jahren gestiegen“, bestätigt Ulrike Struck von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Sie bedauert jedoch, dass der Fahrsport stark zurückgegangen ist. Gute Fahrlehrer seien kaum noch zu finden, und viele junge Fahrer würden sich bei steigendem Verkehrsaufkommen kaum noch auf die Straße trauen. „Die Autofahrer haben heute keine Erfahrung mit Tieren im Straßenverkehr und nehmen wenig Rücksicht“, lautet Strucks Erfahrung. In diesem Jahr konnte das Stammbuch für Kaltblutpferde nichtsdestotrotz die Geburt von 57 Fohlen registrieren, freut sich die Zuchtleiterin über die Stabilität. (LPD 73/2020)