Keine Vergleichbarkeit mit abgeschottetem Markt

L P D – „Wir vergleichen die berühmten Äpfel mit Birnen“, sagt Tobias Göckeritz, Mitglied im Landvolkvorstand und selbst Sauenhalter als Teilnehmer einer niedersächsischen Agrardelegation, die unter anderem auch norwegische Schweinehaltungsbetriebe besucht. Norwegens Landwirte produzieren in einem abgeschotteten Markt. Sie erhalten zudem hohe staatliche Zuwendungen für ihre Mehraufwändungen und zur Berücksichtigung hoher Tierwohlstandards. Allerdings will die norwegische Regierung offensichtlich diese Ausgaben reduzieren und wird damit die Tierhalter in einen ähnlichen Spagat zur Abwägung von Wirtschaftlichkeit und Tierwohl schicken wie ihn Niedersachsens Landwirte bereits lange kennen.

„Norwegens Landwirte profitieren dank der Insellage des Landes von einem besseren Gesundheitsstatus ihrer Tierbestände als wir deutschen Bauern im Herzen Europas, verdeutlicht Göckeritz. Tierhaltung sei in Deutschland mit der hohen Tierdichte seiner westlichen Nachbarn sowie dem hohen Transitaufkommen mit einem völlig anderen Krankheitsrisiko verbunden als in Norwegen. Damit lasse sich eine andere Therapiehäufigkeit erklären. Aber auch in Norwegen gibt es Schattenseiten, beispielsweise wird dort die in Deutschland abgelehnte Immunokastration zum Teil durchgeführt oder Wirtschaftsdünger zum Winter auf unbestellten Ackerflächen ausgebracht.

Die von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer organisierte Informationsreise nach Norwegen hat das Thema intakte Ringelschwänze beim Schwein in den Mittelpunkt gestellt. „Bei allem Respekt für das Engagement der norwegischen Landwirte sehen wir auch hier völlig verschiedene Grundvoraussetzungen“, rückt
Göckeritz das euphorische Zwischenfazit des Ministers zu den Erkenntnissen gerade. Norwegens Schweinehalter erhielten einen deutlichen höheren Preis, der bei Ferkeln liegt dreimal so hoch wie in Deutschland. Ihr höherer Aufwand würde zudem zusätzlich durch weitere Subventionen ausgeglichen. Die Verhältnisse in Norwegen und Deutschland seien daher absolut nicht vergleichbar.

Göckeritz erinnert zudem an die völlig unterschiedliche Ausrichtung der Agrarpolitik in Norwegen und dem EU-Mitgliedsland Deutschland: Die EU-Agrarpolitik setzt auf freie, nicht reglementierte Märkte, Norwegen dagegen bietet seinen Landwirten einen hohen Außenschutz und beschränkt im Gegenzug die Produktionsmengen.

In der 26 Kopf starken Delegation des Landwirtschaftsministers ist die landwirtschaftliche Praxis lediglich mit vier Schweinehaltern vertreten.