Kompromiss und Ausgleich funktionieren besser

Foto: Landvolk Niedersachsen
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Landvolkpräsident: Agrarpaket des Bundes verursacht große Unruhe

L P D – Das von der Bundesregierung vorgelegte Agrarpaket mit Beschlüssen zum Tierwohllabel, dem Insektenschutz und der Umschichtung von Agrargeldern sorgt bei Landwirten für große Unruhe. Im Gespräch mit der landwirtschaftlichen Wochenzeitung Land & Forst spricht Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke von einem „schwer verdaulichen Cocktail“. Beim Tierwohl favorisiert der Verband ein verpflichtendes Label und vermisst bei den Vorschlägen der Bundesregierung jegliche finanzielle Zusage. Diese sei dagegen bei der Initiative Tierwohl gegeben, sie habe sich entgegen anfänglichen Zweifeln gut am Markt etabliert, und zwar bei Landwirten, im Lebensmitteleinzelhandel und den Verbrauchern. „Dieses gut eingeführte System sollten wir unterstützen und ausbauen, statt einen neuen Weg voller Unsicherheiten zu beschreiten“, sagt Schulte to Brinke. Beim Insektenschutz setzt die Kritik des Landvolkpräsidenten an Auflagen und Verboten an, sie stünden im Mittelpunkt. Die Landwirte hätten mit Kooperationen und freiwilligem Engagement gute Erfahrungen gemacht, „Ausgleich und Kompromiss funktionieren deutlich besser“, betont Schulte to Brinke. Die unzähligen Blühstreifenprogramme im Land nennt er in diesem Zusammenhang als positives Beispiel.

Der Landvolkpräsident geht auch auf die Düngeproblematik ein und bezeichnet die für Niedersachsen vorgestellte Gebietskulisse der sogenannten „Roten Gebiete“ als nicht direkt nachvollziehbar. Die Arbeit an den Stellungnahmen laufe auf Landesebene sowie den betroffenen Kreisverbänden, auch Klagen würden geprüft. Die vom Land Niedersachsen in den Roten Gebieten vorgesehenen Auflagen nennt er „ambitioniert“, sieht aber eine fachliche Begründung. Dieses dagegen vermisst er bei der Vorgabe des Bundes, wonach die Stickstoffdüngung in den betroffenen Regionen künftig um 20 Prozent unter dem Bedarf der Pflanzen bleiben soll. „Das ist fachlich nicht zu begründen“, kritisiert Schulte to Brinke und spricht von einer politischen Fehlentscheidung, wie sie den Landwirten und ihren Familien derzeit leider in Serie präsentiert würden. „Das tut unseren Landwirten richtig weh – nicht nur finanziell, sondern vor allem, weil die fachliche Kompetenz angezweifelt wird“, sagt Schulte to Brinke. (LPD 73/2019)