Landwirte setzen weniger Antibiotika ein

Landwirte setzen weniger Antibiotika ein -
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L P D –  Wo verläuft der Königsweg in der Antibiotikareduzierung? Diese Frage treibt Landwirte und Tierärzte gleichermaßen um. „Jeder Schweinebetrieb ist individuell, deshalb muss auch jede Strategie individuell sein“, sagt Dr. Andreas Palzer, Fachtierarzt für Schweine in einem Video von www.stallbesuch.de. Wie der Landvolk-Pressedienst schreibt, wird der Verbrauch von Antibiotika in der Tierhaltung seit 2011 bundesweit erfasst. Hintergrund ist die weltweit zunehmende Problematik der Antibiotikaresistenz, die einen verantwortungsvolleren Umgang mit diesem lebensrettenden Arzneimittel in Human- und Veterinärmedizin unumgänglich macht. Seitdem ist die Antibiotikamenge bis 2014 im Veterinärbereich um 27 Prozent verringert worden. Allerdings wird weder die behandelte Tierart noch der Grund der Behandlung aufgeführt. „Eine reine Mengendiskussion wird nicht zum Ziel führen“, ist sich Palzer sicher. Gerade bei Antibiotika müssen die Aufwandmenge und der Anwendungszeitraum berücksichtigt werden. Neuere Antibiotika erforderten zudem geringere Aufwandmengen als ältere. Trotzdem könne an den Zahlen ein gewisser Erfolg der Beratung und Verbesserung festgestellt werden. „Vor allem weil bei dem deutlichen Rückgang der Antibiotikamenge kein signifikanter Anstieg der Reserveantibiotika festgestellt werden konnte“, sagt Balzer.

Erfolge seien da, sie sollten jedoch auch kritisch hinterfragt werden. So habe die Reduzierung des Antbiotikaeinsatzes in Dänemark keinen Einfluss auf das Vorkommen von MRSA-Keimen gehabt. „Und in Holland wurde der Antibiotikaeinsatz so stark reduziert, dass es zu Lasten des Gesundheitsstatus und des Tierschutzes ging“, sagt der Tierarzt. Die Impfung, die in Holland erst jetzt eingeführt wurde, gehöre in Deutschland schon lange zum Standard. Außerdem gehe es bei der Tiergesundheit auch immer um die Lebensmittelsicherheit. „Von einem erkrankten Tier kann kein unbedenkliches Lebensmittel kommen“, meint Palzer.

Wie in Norwegen gesunde Schweine zu töten, um den Bestand von den resistenten Keimen, zu befreien, sei der falsche Weg. „Es ist kein vernünftiger Grund Tiere zu töten, nur weil sie mit einem Erreger infiziert sind, der sie selbst gar nicht krank macht und auch beim Menschen nur für einen verschwindend geringen Anteil an Erkrankungen verantwortlich ist“, sagt Palzer. Bei Reisen nach Indien sei der Eintrag von resistenten Keimen in die Bevölkerung viel höher als aus der Tierhaltung. Zudem befürchtet er, dass die Kriminalität in diesem Bereich zunehmen könnte. „Kann es im Sinne des Verbrauchers sein, wenn die Tierärzte sich das Antibiotikum auf dem Schwarzmarkt besorgen, um die offiziellen Statistiken zu schonen?“, nennt Palzer einen weiteren Aspekt dieses umfangreichen und schwierigen Themas. Eins sei jedoch klar: „Die zusätzlichen Anstrengungen der Landwirte sind nicht zum Nulltarif zu haben, dafür muss der Verbraucher auch etwas ausgeben“. (LPD 39/2015)