L P D – Auf Deutschlands Bauernhöfen ist das Geld knapp. Erste Auswertungen der Buchführungsabschlüsse für das Wirtschaftsjahr 2015/16 (1.7. bis 30.6.) sprechen von „ verheerenden“ Ergebnissen. Diese Einschätzung treffen Betriebswirtschaftler nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes. Der überwiegende Teil der Betriebe „verbrennt“ Kapital. Besonders fatal ist die Entwicklung, da es auf der Kostenseite durchaus Entlastungen gegeben hat. So konnten beispielsweise Diesel oder Düngemittel preiswerter eingekauft werden, der Pflanzenschutzmittelaufwand wurde reduziert, bei den Milchviehbetrieben entfielen mit dem Auslaufen der Mengenregulierung die Kosten für zugekaufte Quote. Diese Einsparungen reichten nach ersten, vom Verband der Landwirtschaftskammern vorgelegten Auswertungen der Buchführungsabschlüsse aber bei weitem nicht aus, die Verluste durch geringere Preise aufzufangen.
Mit einem Unternehmensergebnis zwischen 50.000 und gut 70.000 Euro schnitten die Ackerbaubetriebe noch am besten ab. Bei diesem Wert ist zu beachten, dass der Betrag für die auf dem Hof wirtschaftende Familie erzielt wird und Kranken- und Rentenversicherung und Steuern – zumeist für zurückliegende bessere Jahre – sowie private Abgaben und weitere Versicherungen wie auch Nettoinvestitionen zu finanzieren sind. Mit dem Betriebsergebnis muss zudem das Einkommen des Betriebsleiters und seiner Familie finanziert werden. Deutlich unter den Ackerbauern liegen die Veredelungsbetriebe wie Sauenhalter oder Schweinemäster mit einem Betriebsergebnis von um die 30.000 Euro. Für die Milchviehhalter, im betriebswirtschaftlichen Vergleich als Futterbaubetriebe bezeichnet, sah es mit 30.000 bis 40.000 Euro ebenso schlecht aus. Von einem derart geringen Betriebsergebnis bleibt nach Abzug aller Abgaben kaum genug zum Leben über, die Betriebsleiter müssen daher auf Reserven zurückgreifen oder, wie Betriebswirtschaftlicher sagen, die Substanz abbauen. Veredelungs- und Futterbaubetriebe benötigen über einen langen Zeitraum stabil hohe Erzeugerpreise, um zunächst die in der jüngsten Vergangenheit aufgelaufenen Verluste ausgleichen zu können, sie sind damit von Gewinnen weit entfernt. Während es bei den Milchbauern ganz leicht nach oben geht, befürchten Betriebswirtschaftlicher nun auch für die Ackerbauern einen Abwärtstrend. Die auf einigen Agrarmärkten zu beobachtende leichte Erholung kann daher noch längst nicht als Ende der Krise in der Landwirtschaft eingestuft werden. Im Gegenteil: Betriebswirtschaftler warnen für 2016/17 vor einem weiteren äußerst schwierigen Jahr für die deutschen Bauern. (LPD 90/2016)