Landwirtschaft als sinnhafte und sinnstiftende Arbeit

Friedrich Bohm
Friedrich Bohm: Finalist beim Ceres-Award Foto: Bohm

Porträtserie: Biolandwirt Friedrich Bohm ist Finalist beim CeresAward

L P D – Bei netter Musik ein bisschen schwofen, sich in Berlin mit seinen Berufskollegen auszutauschen und die Landwirtschaft ganz selbstbewusst zu feiern – darauf freut sich Friedrich Bohm am meisten, wenn er an die Verleihung des CeresAwards des Deutschen Landwirtschaftsverlages im Oktober denkt. Mit diesem Ziel hat er im Frühjahr auch die Bewerbung ausgefüllt. Weil so viel zu tun war, ist sie dann jedoch liegengeblieben, bis er direkt vom Verlag aufgefordert wurde, sich doch zu bewerben. „Ich fühle mich nicht als was Besonderes“, sagt er, aber Landwirte lachten einfach zu wenig. Dabei gäbe es viele Gründe sich selbst mal auf die Schulter zu klopfen und ordentlich zu feiern. Die Verleihung des CeresAwards bietet dazu nun die Gelegenheit.

„Wir sind doch eine tolle Truppe“, fasst er die Gemeinschaft der Landwirte zusammen. Für Bohm ist es ein großes Glück, einer sinnhaften und sinnstiftenden Tätigkeit nachzugehen. Das sei doch allein schon Grund genug, sich zu feiern – aus einer Position der Demut heraus, aber auch mit Selbstbewusstsein. „Besonders stolz können wir auf die gewachsenen Strukturen der Familienbetriebe in Niedersachsen sein“, hebt Bohm hervor.

Er hofft, dass es in Berlin keine Sieger oder Verlierer gibt, sondern die Finalisten vielmehr in ihrem Tun bestärkt werden. „Andere Sichtweisen und Werte zu erfahren, sind eine große Bereicherung“, findet der Biobauer, der seit fast 30 Jahren einen typisch niedersächsischen Marktfruchtbaubetrieb mit Getreide, Kartoffeln, Körnermais und seit neuestem Knoblauch bewirtschaftet. Seine Ehefrau Petra Rempe und seine Schwester Dorothee Zimmermann betreiben zudem die Backstube Bundschuh, in der das hofeigene Getreide verarbeitet wird.

„Authentizität, Rückverfolgbarkeit und Regionalität werden dabei mindestens genauso hoch bewertet, wie die biologische Wirtschaftsweise“, hat Bohm erfahren. Ihm ist wichtig, aus dem Bioanbau kein Dogma zu machen und den Kontakt zu den konventionellen Berufskollegen zu pflegen. Der enge Draht zum Verbraucher auf den zehn Wochenmärkten und an den drei Verkaufsmobilen, die die Bäckerei beliefert, hilft ihm zudem, in Diskussionen rund um die Landwirtschaft einzusteigen: „Ich bin ein offener Mensch.“

Auch beim Zusammenspiel von Bäckerei und Landwirtschaft hat er den Ehrgeiz, einen resilienten Betriebsorganismus zu erschaffen. Für die drei landwirtschaftlichen und zehn Bäckerei-Mitarbeiter soll ihr Arbeitsplatz ein Ort der persönlichen Potenzialentfaltung sein. „Ich bin nur so gut, wie mein Team“, macht Bohm deutlich. In Berlin wird daher gemeinsam gefeiert – egal, wer nachher auf dem Siegertreppchen steht. (LPD 59/2021)

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