Landwirtschaft nutzt Wasser in vielfältiger Form

Landwirtschaft nutzt Wasser in vielfältiger Form - Foto: Landvolk
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L P D – Landwirtschaft ohne Wasser ist undenkbar. Zum Tag des Wassers am 22. März weist der Landvolk Pressedienst auf die zahlreichen Wechselwirkungen zwischen beiden Bereichen hin. Vom Gesamtwassereinsatz in Höhe von 29 Mrd. Kubikmeter nutzten Deutschlands Bauern 2013 aber lediglich 1,3 Prozent. Die Landwirtschaft „gebraucht“ dieses Wasser zudem nur, sie gibt es wieder in den Wasserkreislauf zurück. Die Bauern sind jedoch auf ausreichende und noch mehr gut verteilte Niederschläge für das Wachstum auf dem Acker, dem Grünland sowie den Sonderkulturen wie Obst, Gemüse oder Baumschulen angewiesen. Auf den leichten Sandböden im Nordosten Niedersachsens haben die Ackerbauern aus der Not eine Tugend gemacht und gleichen über die Feldberegnung in der Vegetationszeit den Mangel an Niederschlägen in der notwendigen Menge und Verteilung aus. Auch das Vieh benötigt Tränkewasser in guter Qualität, sei es im Stall oder auf der Weide. Über die Wasser- und Bodenverbände arbeiten Landwirte an einem geregelten Wasserabfluss aus der Fläche mit und haben insbesondere in den Küstenregionen über entsprechende Entwässerungssysteme eine Landnutzung erst möglich gemacht. Und schließlich kommt ihnen eine besondere Rolle beim Gewässerschutz zu. Zum Tag des Wassers sollen diese Wechselbeziehungen einmal dargestellt werden.

Ohne Wasser kein Wachstum

Deutschland bietet den Landwirten äußerst gute Standortfaktoren für eine erfolgreiche Landbewirtschaftung. Dazu trägt vielerorts die Bodengüte bei, aber auch Niederschlagsmenge und -verteilung in der gemäßigten Klimazone begünstigen die landwirtschaftliche Nutzung. Um die 600 bis über 800 mm Niederschlag messen Agrarmeteorologen in Deutschland. „Schönes“ Wetter bemisst sich aus ackerbaulicher Sicht nicht an den Sonnenscheinstunden, sondern am Wechselspiel zwischen Sonne und Niederschlägen sowie den „passenden“ Temperaturen. Die pflanzenbauliche „Nutzung“ des Wassers passt sich in den Wasserkreislauf ein. Zu Anteilen von 40 bis 45 Prozent wird das Wasser über die Pflanzen verdunstet und in den Kreislauf zurückgeführt beziehungsweise versickert es und fließt über das Grundwasser in den Kreislauf zurück. Zu zehn bis 15 Prozent wird das Wasser über den Boden verdunstet. Nur ein ganz geringer Teil wird beispielsweise im Getreideanbau über das Korn oder das Stroh vom Acker geholt, es entspricht jeweils 0,1 Liter je Quadratmeter  Anbaufläche. Allerdings werden je Quadratmeter rund 170 Liter Grundwasser im Jahr neu gebildet. Bei Niederschlägen von rund 800 Litern je Quadratmeter trägt ein Hektar Acker zur Grundwasserneubildung in Höhe von einem bis zwei Millionen Liter im Jahr bei.

Wenn der Regen zu oft ausbleibt

Während die Landwirte auf den Marschböden im Nordwesten Niedersachsens häufig unter zu hohen Niederschlagsmengen leiden, wünschen sich ihre Kollegen im Nordosten nichts sehnlicher als einen ergiebigen Landregen. In den schon leicht kontinental geprägten Regionen wurde schon frühzeitig auf Abhilfe gesonnen: In den Landkreisen Uelzen, Celle und Gifhorn stehen fast 90 Prozent der Ackerflächen unter Beregnung. Die zusätzlichen Wassermengen werden genau protokolliert und mit einer Fördergebühr berechnet. Noch mehr als der Wasserpreis aber schlagen die Energiekosten für die Beregnungsmaschinen zu Buche, sie beanspruchen gut ein Drittel der Betriebskosten. Zudem verlangt das Betriebsmittel Wasser den Landwirten erhebliche Mehrarbeit ab. Vor jeder Regengabe, die nach Möglichkeit in die verdunstungsarmen Abend- oder Nachtstunden verlagert wird, kalkulieren die Landwirte Nutzen und Kosten genau durch. Frühsommerliche Trockenheit in den Hauptwachstumszeiten erfordert in jüngster Vergangenheit in vielen Kulturen die Feldberegnung. Die Landwirtschaft arbeitet daher nicht nur an wassersparenden Beregnungstechniken, sondern auch an Modellvorhaben, um Wasser effektiver zu speichern oder aus Produktionsabläufen wie beispielsweise Zuckerfabriken und auch Klärwerken über die Feldberegnung wieder in den Wasserkreislauf zurückzuführen.

Das Wasser für das liebe Vieh

Einen über den Durst trinken erfrischt nicht nur Menschen an heißen Sommertagen. Unerlässlich ist die ausreichende Wasserversorgung auch für Tiere. Im Stall lässt sich die Wasserversorgung über Tränken gut regeln, aber auch auf der Weide müssen den Tieren jederzeit gut zugängliche Tränken in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. 40 bis 80 Liter Wasser, an heißen Tagen auch weitaus mehr, säuft eine Kuh pro Tag. Auf der Weide nutzen die Tiere die Tränken seltener als im Stall, aber dann saufen sie auch gleich die Menge von zwei großen Wassereimern oder 20 Liter und mehr „auf ex“. Über die Gülle gelangt auch ein großer Teil des von Tieren genutzten Wassers zurück auf die Felder.

Wenn es von unten gar zu feucht ist

Muss auf den Sandböden der Lüneburger Heide zu geringer Niederschlag durch Beregnung ausgeglichen werden, kämpfen die Bewirtschafter auf den Grundwassernahen Standorten an der Küste und in den Flussniederungen mit dem gegenteiligen Problem. Hier muss für einen zügigen Wasserabfluss gesorgt werden. Über die Wasser- und Bodenverbände sowie die Unterhaltungsverbände bringen sich die Landwirte als Grundeigentümer dabei mit ein. So werden allein auf 130.000 km Länge Gewässer dritter Ordnung gepflegt, und zwar zunehmend auch unter Aspekten des Natur- und Landschaftsschutzes. Gleichwohl bleiben die Marschböden an der Küste durch den hohen Grundwasserstand in regenreichen Sommermonaten schwierig in der Bewirtschaftung. Den Schutz vor Überschwemmungen stellen nicht nur an der Küste, sondern auch an den großen Flüssen Deiche sicher. Ihre Länge erreicht 650 Kilometer, der Deichbau wurde bereits im 12./13. Jahrhundert begonnen. Funktionsfähige Deiche schützen nicht nur landwirtschaftliche Flächen, sondern auch Siedlungen vor Überschwemmungen und müssen stets an neuen Herausforderungen durch höhere Fluten ausgerichtet werden.

Wasserschutz für kommende Generationen

Die hiesige Landwirtschaft nutzt überwiegend Regenwasser, unter landwirtschaftlich genutzten Flächen findet aber in erheblichem Umfang die Grundwasserneubildung statt. Rund 170 Liter Grundwasser werden je Quadratmeter im Jahr neu gebildet, das ist praktizierter Wasserschutz für kommende Generationen. Der „Durst der Metropolen“ dagegen zehrt an den Grundwasservorräten. So pumpt der Stadtstaat Hamburg in erheblichem Umfang Wasser aus der Nordheide ab, die Landeshauptstadt Hannover bezieht einen Teil ihres Wassers aus dem Fuhrberger Feld, die Hansestadt Bremen aus den umliegenden niedersächsischen Landkreisen. In jüngster Zeit entzündet sich Kritik an der Landwirtschaft vor allem wegen erhöhter Nitratmesswerte. Das Landvolk weist auf die großen methodischen Unterschiede der dazu herangezogenen Messstellen hin, die oft nicht berücksichtigt werden.  So wurden lange Zeit im deutschen Nitratbericht nur die Messergebnisse aus Risikobereichen mit hoher Gefahr einer Nitratauswaschung aus dem Boden ausgewertet, die aber nicht repräsentativ für die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche sind. Neuere repräsentative Auswertungen von Messstellen mit vermutetem Einfluss durch die landwirtschaftliche Düngung belegen, dass in Niedersachsen statt vermeintlich etwa 70 Prozent nur noch bei 38 Prozent der Grundwassergrenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter überschritten wird. Von den 1.315 Grundwasserbrunnen, die von den niedersächsischen Wasserwerken zur Trinkwassergewinnung genutzt werden, sind sogar nur 1,4 Prozent von einer solchen Überschreitung betroffen. Die durchschnittliche Nitratkonzentration des zur Trinkwasserbereitstellung genutzten Grundwassers in Niedersachsen beträgt 5,2 mg/l, was im Bereich der natürlichen Hintergrundwerte von bis zu zehn mg/l liegt.

In Wasserschutzgebieten nehmen die Landwirte bei der Landbewirtschaftung besondere Rücksicht auf die Belange des Wasserschutzes, das trifft beispielsweise für 376 Trinkwassergewinnungsgebiete zu, in denen die Landwirtschaft Kooperationsmodelle mit den Wasserversorgern eingegangen ist. Sie umfassen eine Fläche von mehr als 300.000 ha oder rund zwölf  Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Niedersachsens. Grundlage sind hier  freiwillige Bewirtschaftungsregelungen zwischen beiden Vertragspartnern und eine Wasserzusatzberatung. Gleichwohl nimmt die Landwirtschaft das nie  ganz auszuschließende Risiko von überhöhten Nitratauswaschungen in das Grundwasser und die Oberflächengewässer sehr ernst. Wegen dessen recht trägen Sickerverhaltens wird es teilweise noch Jahre dauern, bis sich das Handeln der Landwirte an Messstellen mit erhöhten Nitratgehalten po-sitiv auswirken kann. Zudem wirken auch andere Einflüsse außerhalb der Düngung wie Bodenverhältnisse oder Witterungsverlauf auf den Nitratgehalt ein.  Durch eine immer genauere Düngeplanung und  eine möglichst gute Ausnutzung und Verteilung von Gülle, Mist und Gärresten als organische Düngemittel sollen die Nitratwerte im Grundwasser weiter redu-ziert werden. Auch außerhalb der Wasserschutzgebiete zeigen sich die Erfolge, z. B. in den Oberflächengewässern. Bei den Nordseezuflüssen weist das Statistische Bundesamt in seinem Bericht zur Nachhaltigen Entwicklung von 2016 einen kontinuierlichen Rückgang der Stickstoffkonzentration aus. Er reduzierte sich bei Elbe und Weser von 4,9 beziehungsweise 5,3 mg/ l auf 3,6 oder 3,8 mg/l. Bei der Ems, die durch eine Region mit intensiver Tierhaltung fließt, war der Rückgang noch höher, allerdings auch der absolute Wert, er sank im Zeitraum von 2000 bis 2014 von 7,6 auf 6,0 mg/l.

Mehr zu dem Thema unter www.bauernverband.de/q-a-wassernutzung