Langer Ringelschwanz erfordert hohen Aufwand

Langer Ringelschwanz erfordert hohen Aufwand - Foto: Landvolk
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L P D – Thorsten Riggert wollte es wissen. Der Landwirt und Tierhalter aus Klein Süstedt im Landkreis Uelzen probiert aus, ob sich der lange Ringelschwanz bei Ferkeln problemlos auf einem konventionellen Schweinehaltungsbetrieb umsetzen lässt. Er macht seit 2012 bei verschiedenen Modellprojekten wie dem des Bundeslandwirtschaftsministeriums sowie einem Versuch des Landes und dem Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes mit. Seine Erfahrrungen stellt er heute auf dem Veredelungstag des Deutschen Bauernverbandes im münsterländischen Senden vor. Seine Empfehlung an die Berufskollegen lautet frei nach Radio Eriwan: Im Prinzip ja – aber mit einigen sehr gewichtigen Einschränkungen.

„Einige Betriebsleiter mit konventionellen Ställen werden durchaus auf das Kupieren der Schwänze verzichten können, auf allen Höfen wird es sich nicht umsetzen lassen“, meint Riggert. Er fügt an: „Die Tierhalter müssen insbesondere die Ferkel sehr, sehr genau beobachten“. Die Tiere benötigten viel Beschäftigungsmaterial, gerne wechselnd, und andere Angebote zur Unterhaltung“. Dazu zählt der Vertreter des Landvolkes Niedersachsen unterschiedlich strukturiertes Futter, Buchten mit verschiedenen Bodenbelägen, Ruheräumen und Rückzugsorten sowie Spielplätzen. Und ganz wichtig ist nach seinen Erfahrungen die gute Tierbeobachtung. „Nur wenn Gesundheit, Klima, Futter und Betreuung optimal laufen, gibt es kaum Zwischenfälle“, schildert Riggert. Aber selbst dann ließen sich Rangeleien nicht ausschließen und erforderten eine sofortige Reaktion des Betriebsleiters oder seiner Mitarbeiter. „Dann müssen zunächst die Tiere abgelenkt und beschäftigt werden, ehe die Ursachen für das Schwanzbeißen erkannt und beseitigt werden können“, hat er gelernt. Dafür benötige der Betriebsleiter einen zeitlichen Puffer und freie Stallplätze. Und genau hier sieht er die Ursachen für die deutlich höheren Kosten gegenüber der Schweinemast mit kupierten Schwänzen. Die Kosten liegen daher knapp 25 Euro je Schwein oder 25 Cent je Kilogramm höher. „Den Aufwand bezahlen dem Landwirt weder Handelsketten noch Politiker oder Tierschutzorganisationen, die lautstark nach Schweinen mit Ringelschwänzen rufen“, bedauert Riggert.

Die Umsetzung wird nach seiner Einschätzung aufgrund der baulichen Voraussetzungen nicht in allen Ställen funktionieren können, der Betriebsleiter müsse zudem auf engagierte Mitarbeiter vertrauen können. Als problematisch stuft Riggert Verletzungen ein, die sich die Tiere gegenseitig zufügen und die nicht direkt zu erkennen sind. Sie könnten bei den Schweinen üble innere Verletzungen und große Schmerzen verursachen, also genau das Gegenteil der eigentlichen Absicht bewirken. (LPD 73/2016)