Milchbranche bleibt in Bewegung

Milchbranche bleibt in Bewegung - Foto: Landvolk
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L P D – Die Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien sind in der jüngsten Vergangenheit deutlich überarbeitet worden. „Wir haben einen Prozess angestoßen, der vieles in Bewegung gebracht hat“, schildert Jan Heusmann. Der Vorsitzende des Milchausschusses im Landvolk Niedersachsen kann daher die harte Kritik von Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, an den Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und ihren Verarbeitungsunternehmen nicht nachvollziehen. Mundt hatte bei der Generalversammlung der Raiffeisen-Waren-Zentrale in Bonn die „unflexiblen Vertragsverhältnisse“ in der Branche als eine der Ursachen für wiederkehrende Milchpreiskrisen bezeichnet. „Wir sind in der Tat wesentlich flexibler, als es der Chef des Bundeskartellamtes vielleicht vermutet“, stellt Heusmann klar. „In den Lieferbeziehungen zwischen Milchlieferanten und ihren Molkereien wurde seit den jüngsten Milchpreiskrisen einiges überarbeitet“, sagt Heusmann. Die Diskussion dazu haben die Milcherzeuger in den Selbstverwaltungsorganen der Molkereien energisch geführt, das Landvolk hat sie intensiv begleitet. Heusmann nennt als Beispiel das Angebot der Verarbeitungsunternehmen, einen Teil des Milchgeldes über Festpreise abzusichern. Der Preis spiele nicht mehr allein in der Nachschau, sondern auch bei den Erwartungen an den Markt eine zunehmende Rolle. Außerdem würden sich Molkereien und damit die Milcherzeuger Nischenmärkte erschließen und dazu spezielle Anforderungen an die Erzeugung formulieren. Dies trifft beispielsweise für Tierwohl-Anforderungen, die Weidehaltung oder auch Biokriterien zu. Auch von der Kundenseite, beispielsweise im Segment für Babynahrung, gebe es spezielle Erzeugungskriterien, die dann auch in die Preisgestaltung einfließen. „Hier muss jede Molkerei ihre Chancen selbst ausloten, im Gegenzug müssen die Milcherzeuger natürlich bereit sein, diesen Weg mitzugehen“, erklärt Heusmann.

Wenig Chancen auf Erfolg misst das Landvolk dagegen Eingriffen in die Milchlieferordnung bei. „Das empfinden Molkereien wie auch Milcherzeuger als einen Einschnitt in ihre Vertragsautonomie“, verwahrte sich Heusmann gegen verpflichtende Angaben zu Mengen und Lieferzeiträumen. Er verteidigt vielmehr marktorientierte Vereinbarungen auf der Ebene zwischen Milcherzeuger und Molkerei. Hilfsreich sei auch eine höhere Wertschätzung höherer Auflagen. „Leider aber stellen wir zurzeit eher das Gegenteil fest: Der Lebensmitteleinzelhandel verlangt Bioqualität, regional erzeugt und mit einem Bündel weiterer Zusagen wie beispielsweise frei von Gentechnik. Im Gegenzug erwartet der Handel eine bundesweite Belieferung und will dann auch noch die Preise drücken.“  Diese Verhandlungstaktik dürfte nach Überzeugung Heusmanns einer kritischen Überprüfung kaum standhalten, hier sieht er eine Aufgabe des Kartellamtes. (LPD 13/2019)