Milchviehhaltung aus drei Blickwinkeln betrachtet

Milchviehhaltung aus drei Blickwinkeln betrachtet - Foto: Landvolk
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L P D – In Deutschland wird Tierschutz gerade in Bezug auf die Nutztierhaltung sehr differenziert und komplex betrachtet und kann unter emotionalen, gesetzlichen und wissenschaftlichen Aspekten behandelt werden. Die meisten Menschen betrachten Tierschutz eher emotional. Dieses von Mitgefühl geprägte Empfinden ist nicht unbedingt rational, aber meist spontan und aufrichtig, beschreibt Dr. Nils Th. Grabowski vom Institut für Lebensmittelqualität bei der Stiftung der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Gesetzlicher Tierschutz hingegen wird über verschiedene Rechtsakte gewährleistet. In Deutschland ist der Tierschutz seit 2002 ein staatliches Ziel. Mindestanforderungen sind im Tierschutzgesetz (TierSchG) festgelegt. In Niedersachsen gibt es darüber hinaus seit 2011 den Tierschutzplan, mit dem Ziel, die gesellschaftlichen Tierschutz-Erwartungen an die Nutztierhaltung mit der Durchführbarkeit durch die Landwirte in Einklang zu bringen. „In der Milchviehhaltung geht es insbesondere um die Verlängerung der Lebens- und somit Nutzungsdauer der Milchkühe bei gleichzeitig guter Milchleistung. Der Tierschutzplan Niedersachsen sieht die Verbesserung der Haltungsbedingungen, zum Beispiel durch die Abschaffung von Anbindehaltung, das Enthornen unter Einsatz von Betäubungsmitteln und ein allgemeines Gesundheitsmanagement vor,“ veranschaulicht Grabowski. Ein Lösungsansatz für mehr gegenseitige Akzeptanz bestehe in der Formulierung von Tierschutzindikatoren, die eine Methode der in §11 TierSchG geforderten Eigenkontrolle bei Landwirten darstellen.

Aktuell werde außerdem versucht, messbare, objektive und wissenschaftlich basierte Parameter zu definieren, die insbesondere als Frühwarnsysteme für die Problemfelder Erkrankung, Unterbringung, Management und tierartgerechtes Verhalten eingerichtet werden können, erläutert Grabowski. Für Niedersachsens Milchviehhalter ist es seit Generationen selbstverständlich, sich um das Wohlergehen ihrer Kühe zu sorgen. Sie sind es, die täglich den Spagat zwischen gesellschaftlich akzeptierten Haltungsbedingungen und deren Machbarkeit in der Praxis leisten. Der hohe Ausbildungsstand der niedersächsischen Milchviehhalter ist ein wichtiger Grundstein des praktizierten Tierschutzes, denn „Wissen schützt Tiere“. Sie haben das notwendige Know-how und die Verantwortung, ihre Kühe zu schützen Dies erfolgt zunehmend durch Nutzung moderner Techniken, tierindividuell abgestimmter Futtermittel und durch die Optimierung in der Haltung. (LPD 36/2016)