Mit Lein, Knoblauch, Senf und Co die Nische finden

Helmut Schaper, Andre Schaper, Moritz Fischbach
Helmut Schaper, Andre Schaper, Moritz Fischbach (Produktionsleiter bei Tapir) v.l.n.r. Foto: Schaper

Biohof Schaper setzt auf Regionalität, Direktvermarktung und Ausprobieren

L P D – Ein Vorteil des Landlebens: Man kennt sich. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn Kaufleute Landwirte direkt ansprechen. „Der Geschäftsführer der Rohstoffmanufaktur Tapir kam auf uns zu, ob wir nicht Lust hätten, für ihn Lein anzubauen. Wir kannten uns mit dem Leinanbau nicht aus, doch für uns war klar, wir machen das“, schildert André Schaper den Beginn des aktuellen Experiments des Biohofes im südniedersächsischen Ellensen bei Einbeck gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Gemeinsam mit seinen Eltern Helmut und Marie-Luise bewirtschaftet der Student der Ökologischen Landwirtschaft den seit fünf Jahren als Biobetrieb zertifizierten Hof mit 15 Hektar (ha) Ackerbau, 35 ha Grünland sowie Mutterkuh- und Schafhaltung plus Nachzucht im Nebenerwerb. „Mein Ziel ist, unseren Betrieb über Direktvermarktung und Nischenproduktion zukünftig als Haupterwerbsbetrieb aufzustellen“, zeigt sich der 28-Jährige zuversichtlich.

Auf 2,5 Hektar hat er Mitte April ökologisches Lein für die Amelsener Firma „Tapir Wachswaren“ ausgesät, woraus technisches Öl für die Möbel- und Lederpflege gewonnen werden soll. „Früher wurde in unserer Region auch schon Lein, aber auf schlechten Böden angebaut“, berichtet Vater Helmut. Lein oder auch Flachs ist eine anspruchslose Pflanze, aber ein wertvoller Eiweißträger, sodass der nach dem Pressvorgang in der Ölmühle Hollenstedt übrigbleibende Presskuchen als Futter für die Rinder genutzt werden wird. Mitte Juni erblühte das Leinfeld in strahlendem Blau und war in der Region der Hingucker. „Das war ein wunderschöner und für unsere Gegend neuer Anblick. Zum Abend hin erlischt die Blüte, doch am nächsten Tag öffnen sich dann fast eine Woche lang neue Blüten. Auch das haben wir durch den Anbau gelernt“, berichtet Vater Helmut schmunzelnd, als er abends noch ein Foto machen wollte und keine blauen Blüten mehr zu sehen waren.

Geerntet wird der Lein in den nächsten Tagen mit dem Mähdrescher – noch sind einige Samen etwas grün statt braun. Schaper jun. schätzt, dass der Ertrag bei 500 kg bis 1,5 Tonnen Leinsaat liegen wird. „Wichtig ist, weil wir im Bioanbau auf Pflanzenschutzmittel verzichten, die Pflege. Das Beikraut muss raus“, nimmt der Junglandwirt als weitere Erkenntnis dieses ersten Versuchsjahres mit. Um die Melde besser mit Hacke oder Striegel entfernen zu können, will er beim nächsten Mal die Reihen der zarten Leinpflanzen in größerem Abstand setzen. „Das ist das Spannende am Ausprobieren neuer Feldfrüchte“, sagt der Biobauer, der vergangenes Jahr zudem Hanf anbaute und aktuell noch auf einem Hektar Bio-Senf für die Einbecker Senfmühle sowie Knoblauch, Kartoffeln und Öko-Rüben im Portfolio hat. „Unkrauthacken sind wir Bio-Bauern gewohnt“, pflichtet Vater Helmut bei. Allein 150 Stunden je Hektar habe er in den Rüben verbracht. Doch all der Aufwand lohne sich, wenn dabei Lebensmittel und Produkte aus und für die Region mit kurzen Wegen am besten über Direktvermarktung hergestellt werden, lebt Familie Schaper ihre Philosophie. (LPD 58/2022)

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