Landjugend wirbt für das Dorf und bittet Politik um mehr Verlässlichkeit
L P D – „Wir brauchen zuerst schnelles Internet und dann erst den Bus.“ Jan Hägerling setzt für junge Menschen eindeutige Präferenzen: Arbeit, eine gute Infrastruktur mit einer optimalen Netzabdeckung und passender Wohnraum, das wünschen sich junge Menschen auf dem Land. Der 23-jährige Student aus Ahnsbeck im Landkreis Celle muss es wissen, er ist Vorsitzender der Niedersächsischen Landjugend und lebt selbst aus Überzeugung im Dorf. Er sieht durchaus die wachsende Popularität von Städten, wie sie das Ifo-Institut jetzt für drei ausgewählte Bundesländer berechnet hat. Jan Hägerling bemerkt daneben durchaus wieder ein gestiegenes Bewusstsein für das Leben auf dem Lande und die Landwirtschaft. Als Grund dafür sieht er nicht zuletzt die durch die Corona-Pandemie verursachten Einschränkungen. Sie haben der Wertschätzung für die Landwirtschaft Auftrieb gegeben.
Nicht nur zwischen Stadt und Land tun sich Unterschiede auf, sondern auch auf dem Land selbst. „Kernorte werden mehr gefördert und sind dadurch attraktiver als die abgelegenen Ortsteile, das gilt auch für einzelne Regionen Niedersachsens“, sagt Hägerling. Er wünscht sich von der Politik mehr Planungssicherheit und auch mehr Verlässlichkeit für einmal getroffene Entscheidungen, gerade für die jungen Menschen auf Land. Die jüngere Generation im Alter von 16 bis 30 benötigt nach seiner Einschätzung auch auf dem Land adäquaten Wohnraum. „Wir wollen uns ausprobieren und nicht gleich ein eigenes Haus haben“, verdeutlicht er. Kleinere Wohnungen sind daher auch auf dem Land gefragt, von jüngeren wie älteren Singles gleichermaßen.
„Jede und jeder ist uns auf dem Land willkommen“, verspricht Hägerling allen Neuzuzüglern und wünscht sich im Gegenzug etwas Toleranz gegenüber der neuen Wahlheimat. „Das Land muss auch Land bleiben“, begründet er. Dörfliches Vereinsleben mit Festen, die auch einmal laut sind, und gelebten Traditionen zählen dazu ebenso wie ländliches Arbeiten, zu denen dann gelegentlich auch der Geruch der Gülleausbringung gehört. Bei den Vereinen sieht der NLJ-Vorsitzende die Landjugend als einen wichtigen Anknüpfungspunkt für Begegnungen, kulturelle Angebote und ehrenamtliches Engagement. Land und Stadt setzen andere Akzente, aber eine echte „Landflucht“ kann Niedersachsens Landjugendvorsitzender nicht feststellen. Er selbst findet das Leben im Dorf mit der Nähe zu Nachbarn deutlich attraktiver als in der Anonymität größer Städte. (LPD 34/2020)