Agrarministerin Julia Klöckner beim Junglandwirtetag 2020
Niedersachsens junge Landwirte sind offen für Veränderungen – sei es auf dem Acker, auf dem Hof oder im Stall. Sie wollen bewusst ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Herausforderungen der Zukunft anpacken. Das machte der Vorsitzende der Junglandwirte Niedersachsens, Niklas Behrens, in seiner Begrüßung zum Junglandwirtetag 2020 im StadtHaus Burgdorf deutlich und fügte an: „Noch sind es viele, die weiter machen wollen!“ Doch der Unmut in der Branche wachse, deshalb benötigt der landwirtschaftliche Nachwuchs Antworten auf seine Fragen und verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik. Bundesagrarministerin Julia Klöckner sollte ihnen diese geben, sie folgte der Einladung der Junglandwirte ebenso wie Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. Bis auf den letzten Platz war daher der Saal im StadtHaus besetzt, gut 500 Junglandwirte sowie Medienvertreter waren vor Ort.
„Was in 40 Jahren Praxis ist, beginnt heute“, erklärt die Bundeslandwirtschaftsministerin zu Beginn ihres Vortrags „Durch Digitalisierung neue Perspektiven schaffen“. Weil sich Ess- und Konsumverhalten der Verbraucher gewandelt haben, sei es als junger Landwirt momentan verdammt unkomfortabel, zeigte Klöckner Verständnis. Den 260.000 Landwirten stünden 80 Mio. „Agrarwissenschaftler“ gegenüber, die alles besser wissen. Deshalb fordert Klöckner ein neues Verbraucher-Landwirtschafts-Bewusstsein, bei dem sie sich als Brücke sieht. „Ich höre hin, was die Verbraucher wollen, und ich höre hin, was die Landwirtschaft will. Das ist mein Job, das zusammenzubringen“, erklärt Deutschlands Agrarministerin. Klöckner macht den jungen Landwirten klar, dass Digitalisierung und Technik Instrumente seien, an denen man nicht vorbeikomme, um zukünftig besser und nachhaltiger wirtschaften zu können. Das sehen die jungen Landwirte etwas anders. „Die viel beschworene Digitalisierung kann in Zukunft nur ein Baustein sein, um unsere Zukunft auf den Höfen zu gestalten. Für viele kleinere und mittlere Betriebe ist der Einstieg in diese Technologie wirtschaftlich einfach nicht möglich. Die gewonnenen Daten sichern nicht das Einkommen unserer Familien“, zeigt der Junglandwirt auf. Bei den jungen Landwirten herrscht vor allem bei der Düngeverordnung das Gefühl, sie werden für die Fehler anderer verantwortlich gemacht. „Wir sind in keiner Weise gewillt sind, für Handeln voriger Generationen, welches Jahrzehnte lang geltendem Recht entsprach, jetzt kollektiv bestraft zu werden. Auch nicht für eine Milliarde. Wir arbeiten gerne transparent an einer Lösung mit, werden aber nicht unseren eigenen Höfen ein Grab schaufeln“, sagt Behrens und richtet an die Politiker den Appell, den jungen Landwirten zuzuhören und anschließend entsprechende Entscheidungen zu treffen von denen schließlich die wirtschaftliche Existenz des landwirtschaftlichen Nachwuchses abhängt. „Denn wir sind Teil der Lösung!“
Während Agrarwissenschaftler Alfons Balmann zu bedenken gibt, der Wandel der Branche werde „nicht ohne schmerzhafte Anpassungsprozesse zu bewältigen sein“, zeigt Louisa Backhaus, Junglandwirtin aus der Wedemark, am Beispiel ihres Hofes auf, dass die nächste Generation in den Startlöchern steht und hofft, wieder einen sachlichen und fachlichen Austausch mit der Politik hinzubekommen: „Wir sind alle hoch motiviert!“