Nach frühem Start läuft die zweite Erntewoche in Niedersachsen
L P D – „Wir sind in der zweiten von insgesamt sieben Erntewochen, die Bedingungen sind im Moment mit dem trockenen und sonnig-warmen Wetter optimal“, freut sich Dr. Matthias Görgens vom Obstbauzentrum Esteburg in Jork. Das Erntejahr der Süßkirschen habe früher begonnen als in anderen Jahren, und es scheine ein durchschnittliches Kirschenjahr mit sehr guten Qualitäten zu werden. Verbraucherinnen und Verbraucher können aktuell die frühen Sorten, wie Earlise oder Burlat genießen, etwas später folgen Bellise und Merchant. Leuchtend rot, groß und geschmackvoll bieten Landwirte und Händler sie auf Niedersachsens Wochenmärkten und in Hofläden an.
Aufgrund der Nachtfröste im Frühjahr wird es in Deutschland insgesamt aber weniger Kirschen geben, erklärt Görgens. An der Niederelbe konnten die Schäden dank der Frostschutzberegnung in Grenzen gehalten werden. „Viele Betriebe im Alten Land mussten bis zu 20 Mal die Unterkronenberegnung anschalten, um Ernteverluste zu verhindern“, berichtet der stellvertretende Leiter der Obstbauversuchsanstalt der Landwirtschaftskammer in Jork. Normalerweise reichen um die fünf Beregnungsnächte aus. Von der Frostgefahr sind zumeist die frühen Sorten betroffen, das Gebiet an der Niederelbe hingegen hat seinen Schwerpunkt auf die späten Süßkirschen gelegt. Bundesweit wird mit einer Erntemenge von 9.500 Tonnen gerechnet, das wären 20 Prozent weniger als 2019. Aufgrund des geringeren Fruchtbehangs können nun die Kirschen bei sonnigem Wetter an Größe und Geschmack gewinnen. 100 Gramm Kirschen enthalten nur 52 Kilokalorien, aber viel Geschmack und sind schnell genascht. Größere Mengen halten sich einige Tage im Kühlschrank frisch.
Inzwischen wird mehr als die Hälfte der Kirschen an der Niederelbe als sogenannte Dachkirschenanlage geführt. „Wie ein Regenschirm schützt die Anlage die Süßkirschen bei starkem Niederschlag vor dem Platzen. Die seitlich angebrachten, engmaschigen Netze verhindern zudem Schäden durch Vogelfraß sowie durch die Kirschessigfliege“, berichtet Görgens. An die 300 Hektar haben die Kirschbauern an der Elbe bereits überdacht, circa 100.000 Euro kostet ein solcher Schutz, nach zehn Jahren amortisiert sich nach Berechnung der Esteburg diese Investition. Die Kirschen können unter dem Dach voll ausreifen, sie lagern mehr Zucker ein und werden dadurch noch schmackhafter, glänzender und größer. Bis zu 850 Kirschbäume stehen in solchen Anlagen auf einem Hektar. Insgesamt wird die Süßkirsche auf fast fünf Prozent der Obstanbaufläche an der Niederelbe angebaut und verspricht den Verbrauchern süßen Sommergenuss. (LPD 47/2020)