Projekt Rindelschwanz zeigt noch keine Lösungen auf

Projekt Rindelschwanz zeigt noch keine Lösungen auf - Foto: Landpixel
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L P D – „Wir haben großen Respekt vor allen Betriebsleitern, die sich an dem Projekt Ringelschwanzprämie beteiligt haben. Die Ergebnisse können wir aber noch nicht als Erfolgsgarant für unsere 6.000 Schweine haltende Betriebe sehen.“ Hermann Wester, Vorsitzender im Landvolk-Veredelungsausschuss, warnt vor zu hohen Erwartungen an das Pilotprojekt. Gerade einmal knapp über 100 Höfe und etwas mehr als 100.000 Tiere waren bislang in die einjährige Testphase des Landes eingebunden. „Leider wurden nur Mastbetriebe berücksichtigt, es müssen auf jeden Fall Sauen- und Ferkelaufzuchtbetriebe mit einbezogen und an der Prämie beteiligt werden, darauf haben wir wiederholt hingewiesen“ ergänzt Lars Prigge für den Arbeitskreis Sauenhaltung im Landvolk Niedersachsen. Die Tierhalter sehen noch enormen praxisorientierten Forschungsbedarf. „Die Politik muss den aktiven Tierhaltern Lösungen anbieten, wie sie mit dem Thema Ringelschwanz auch echten Tierschutz betreiben können“, sagt Prigge. Er sieht das Interesse der Tierhalter, sich auf erfolgreichen Höfen umzuschauen und von dort Anregungen für den eigenen Betrieb mitzunehmen. Als Erfolg wertet er auch die äußerst geringen Verletzungen bei QS-konform kupierten Tieren. Selbst wenn alle Faktoren nach heutigen Erkenntnissen stimmig seien, könne die Caudophagie Tierhalter überraschen. „Das Risiko trägt allein der Bauer!“, verdeutlicht Prigge. Weitere Tierwohlangebote machten auch weitere Umbauten erforderlich und kollidierten dann zumeist mit dem Umwelt- und Baurecht. „Die Tierhalter wollen Tierwohl umsetzen, müssen dazu aber auch Gelegenheit, Zeit und Baugenehmigungen für entsprechende Ställe erhalten“, ergänzt Hermann Wester und fügt an: „Tierwohl und Baugesetzbuch beißen sich. Hier brauchen wir eine ganz schnelle Lösung!“

Als deutlich zu niedrig bezeichnen sowohl Wester als auch Prigge die Prämie von 16,50 Euro je Schwein mit intaktem Ringelschwanz. Insbesondere bei der Tierbeobachtung und Beschäftigung müssten die Halter von Schweinen mit langen Ringelschwänzen einen erheblichen Mehraufwand leisten. „Dafür müssen die Betriebsleiter eine entsprechende Entlohnung erhalten, die Prämie sollte daher um rund 13,50 Euro je Tier aufgestockt werden“, erläutert Prigge. Er sieht Niedersachsen auf einem missionarischen Weg, die Tierhalter zur Umstellung zu bewegen. Schon deutschlandweit sei das Tempo sehr ambitioniert, aber bereits im europäischen Ausland sei der Ringelschwanz in den meisten großen Erzeugungsländern kein Thema. „Wer nimmt uns die Ferkel mit Langschwanz ab, wer bezahlt uns den höheren Aufwand, wer übernimmt die moralisch ethische Verantwortung bei den Tieren, die durch den Langschwanz Verletzungen erleiden? Stellt sich die Politik vor uns und schützt uns dann vor Tierrechtsorganisationen“? fragt Prigge und befürchtet, dass die deutschen Ferkel dann sofort durch Tiere aus weniger ambitionierten Ländern ersetzt werden. Der Schweinemarkt sei kein deutscher oder niedersächsischer, beschreibt Hermann Wester, sondern längst europäisch und sogar international bestimmt. (LPD 98/2016)