Rote Kronen, grüne Nadeln und das K für Käfer

Rote Kronen
Foto: Landvolk
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L P D – „Uns Waldbesitzern geht durch den Borkenkäfer eine ganze Baumgeneration verloren“, erklärt Dr. Bernd von Garmissen, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Solling und Südhannover, im Gespräch mit dem Landvolk-Pressedienst vor Ort im Solling. Nach den massiven Sturmschäden durch „Friederike“ und der anhaltenden Trockenheit in Niedersachsens zweitgrößtem Waldgebiet ist es nun der Borkenkäfer, der den Waldbesitzern massiv zusetzt. „So einen Befall haben wir in den vergangenen zehn Jahren nicht gehabt. Wir müssen den Anfängen wehren, damit es sich im nächsten Frühjahr nicht vervielfacht. Die Bäume müssen schleunigst aus dem Wald – es regnet grüne Nadeln“, sagt von Garmissen, zückt die Sprühdose, zeigt hoch auf die rote, geschädigte Baumkrone, am Stamm auf das Bohrmehl sowie nach unten auf die grünen Nadeln am Boden und markiert die nächste Fichte mit einem „K“ – für Käfer. Eine so befallene Fichte ist verloren. Gerade einmal 40 Jahre alt. Die nächsten 40 Jahre hätten den Ertrag des Baumes vervielfacht. Zuhause wird der Waldbesitzer auf dem Lageplan den Ort eintragen, damit der Dienstleister den Baum aus dem Solling abtransportiert. Fast 200 Fichten hat der Wald- und Ackerbauer vom Rittergut Friedrichshausen in den vergangenen Wochen mit dem „K“ gekennzeichnet. „Vergangenes Jahr waren es zehn“, beschreibt von Garmissen, das Ausmaß. Er besitzt 125 Hektar (ha) Wald und vertritt als Vorsitzender der FBG über 1200 Waldbesitzer mit einer Mitgliedsfläche von über 18.200 ha.

„Jeder Tag zählt, um das Holz auf die Erde zu bringen“, meint auch Philip von Oldershausen, Waldbesitzer und Vize-Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen. Seit Ostern hat es kaum geregnet, die Bäume stehen unter einem enormen Stress. Wenige Käfer reichen aus, um den Baum zu schädigen. „Buchdrucker und Kupferstecher entwickeln sich gigantisch schnell. Wir stellen bis zu drei Entwicklungsstadien im Baum fest. Es ist der Super-GAU. Im letzten halben Jahr hat der Holzpreis um 50 Prozent nachgegeben. Für das Käferholz müssen weitere Abschläge in Kauf genommen werden, sodass wir einen hohen Preis für die aktuelle Lage zahlen und die Wirtschaftskraft der Forstbetriebe für die nächsten Jahre geschwächt wird“, sagt von Oldershausen und vermutet, dass die Hälfte der Sturmholzmenge noch einmal durch den Borkenkäfer auf den Markt kommen werde. Doch der Holzpreis ist aktuell zweitrangig: Schnelles Handeln ist angesagt: Um der Lage Herr zu werden und um die gesunden Bestände zu schützen, hat die Abfuhr des „K“-Holzes Vorrang vor dem Sturmholz. Von Oldershausen hofft zudem auf unbürokratische Hilfe seitens der Verwaltungen. „Ausnahmeregelungen in besonderen Gebieten für die Behandlung des Holzes mit Insektiziden sind nötig, um effektiv den Käfer bekämpfen zu können – sonst haben wir einen noch größeren Schaden im nächsten Frühjahr“, sagt von Oldershausen. (LPD 63/2018)