L P D – Wer jeden Tag Schafe hüten kann, für den ist jeden Tag Sonntag – diese Einstel-lung hilft den niedersächsischen Schäfern dabei, 365 Tage im Jahr gern mit ihren Schafen draußen unterwegs zu sein. Wie der Landvolk-Pressedienst schreibt, haben die starke Ab-hängigkeit von der Politik, die immer wieder zusätzliche Bürokratie mit sich bringt, und der Rückgang des Einkommens dazu geführt, dass dieser Beruf nicht mehr so populär ist. Dies spiegelt sich auch in der Anzahl der Auszubildenden wider. Haben früher landesweit zwischen fünf und zehn Auszubildende im Jahr ihren Abschluss gemacht, sind es zurzeit nur noch zwei bis drei. Die Perspektiven für die Schäfer sind alles andere als rosig. Und nun etabliert sich auch noch der Wolf in Niedersachsen.
„Wölfe und Schafe werden keine Freunde“, verdeutlicht Carl Lauenstein, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Schafzüchter. Im Gegenteil. Als natürlicher Feind der Schafe ist es für ihn ein Leichtes, sich an den eingezäunten Vierbeinern zu bedienen. Bei Schäfer Gerd Jahnke aus Eimke im Landkreis Uelzen war der Wolf im Januar zu ersten Mal. Morgens fand er eine völlig verängstigte Herde – und vier tote Lämmer. Er ärgert sich nicht nur wegen des konkreten Schadens, in diesem Fall etwa 500 Euro. Es sei ungerecht, dass die Gesellschaft Wölfe haben wolle und die Schäfer den Schaden hätten, sagt er. Jahnke, der auch im Vorstand des niedersächsischen Schafzuchtverbands ist, hofft auf die Gespräche mit der Politik, versucht sich aber auch selbst zu helfen. Unter anderem hat er Herdenschutzhunde angeschafft, die die Schafe gegen den Wolf verteidigen sollen.
Denn auf die zugesagte Entschädigung wartet er seit Februar. „Die Abläufe haken noch“, sagt Klaus Gerdes von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Erst wenn ein Wolfsberater in seinem Gutachten schreibt, dass das Schaf wirklich von einem Wolf gerissen wurde, wird der Fall vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) amtlich festgestellt. Teilweise werde dort noch das Ergebnis einer DNA-Analyse abgewartet. Unter derartigen Untersuchungen dürften die Schafhalter nicht leiden, meint Gerdes: „Dem Schäfer ist es letztendlich egal, ob der Wolf aus den Karpaten stammt oder aus Polen“. Im Februar waren in Niedersachsen etwa 11.400 Schafhalter bei der Tierseuchenkasse registriert. Diese besitzen um die 228.250 Schafe. Die meisten halten jedoch nur ein oder zwei Schafe. Lediglich 1.111 Betriebe nennen mehr als 20 Mutterschafe ihr Eigen. Zusammen besitzen sie 162.000 Schafe, die hauptsächlich an den Deichen, den Diepholzer Mooren und in der Lüneburger Heide weiden. (LPD 71/2013)