Tante Emma vor dem Comeback?

L P D – Schwarze Socken im Abo, Musik zum Download und Bücher auf
dem Tablet – das Internet zwingt den Einzelhandel zum Umdenken. Bei
Lebensmitteln ist das noch ein bisschen anders: Tomate, Gurke oder
Nackensteak wählt der Kunde gerne selbst im Laden aus. Einer Studie des
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG und des GDI Gottlieb
Durweiler Instituts zufolge werden Lebensmittel auch in den nächsten
Jahren noch „offline“ gekauft, berichtet der Landvolk-Pressedienst.
Trotzdem steht der Lebensmitteleinzelhandel vor einem großen Wandel:
Nicht nur das Internet, auch steigenden Energiekosten, ein verändertes
Gesundheitsbewusstsein und eine immer älter werdende Bevölkerung
verändern die Einkaufsgewohnheiten. Da der Tagesablauf vieler Menschen
immer weniger klar strukturiert ist, muss der Einzelhandel sehr flexible
Konzepte vorhalten. Gute Chancen haben der Studie zufolge kleinflächige
Geschäfte, Convenience-Shops und auch der Online-Handel. Besonders
wichtig ist dabei der gebotene Mehrwert, sei es sozial, emotional oder
funktional. Supermärkte und Discounter sollten sich der Studie zufolge
auf härtere Zeiten einstellen. Momentan lässt sieht das noch ganz anders
aus. Laut „Brigitte“-Konsumstudie kaufen Frauen zwischen 14 und 70 am
häufigsten im Supermarkt (67 Prozent), oder im Discounter (61 Prozent)
ein. Gleichzeitig schwinden die Läden auf den Dörfern: Im
Elbe-Weser-Dreieck zum Beispiel lebt heute jeder Vierte in einem Ort
ohne Lebensmittelgeschäft. „Spätestens in 15 Jahren wird es jeder Zweite
sein“, erwartet der Hamburger Berater Manfred Steinröx, der die Region
für eine Langzeituntersuchung seit 40 Jahren beobachtet.

Um
diesem Trend entgegen zu wirken, haben sich die Einwohner von Otersen
zusammen-geschlossen und 2001 einen Dorfladen eröffnet. Nach dem Motto
„von Bürgern für Bürger“ wird er von einem wirtschaftlichen Verein
mehrerer Anwohner geführt. Vor zwei Jahren ist der Laden in ein
Fachwerkhaus im Ort umgezogen, seitdem wird zusätzlich ein Dorfcafé
betrieben. Rund 80 Prozent der Einwohner kaufen im Dorfladen, schätzen
die Verkäuferinnen, an manchen Tagen bis zu 200 Kunden, auch aus den
umliegenden Dörfern. Mit einem größeren Sortiment habe auch die Zahl der
Kunden zugenommen. Ein richtiger „Tante Emma-Laden“ ist der Dorfmarkt
also nicht mehr, bietet aber ähnliche Vorteile und fungiert für viele
Kunden sozusagen als „Dorfzeitung“. Besonders Ältere wissen das Angebot
vor Ort zu schätzen, aber auch  junge Familien kaufen gerne im
Dorfladen. Ein deftiger Mittagstisch, Café und Kuchen am Sonntag, viele
Feste und das Einbeziehen regionaler Lieferanten stärken die Bindung an
den „Laden ums Eck“. Eine Alternative zu Dorfmärkten sind rollende
Einkaufsläden, die bis vor die Haustür kommen. Rund 1.800 dieser mobilen
Lebensmittelläden fahren derzeit durch Deutschland. (LPD 34/2013)