Tierwohl: „Das ist unser Weg in die Zukunft“

Tim Friedrichs
Tim Friedrichs aus Hilgermissen Foto: Friedrichs

Porträtserie: Schweinehalter Tim Friedrichs ist Finalist beim CeresAward

L P D – Es ist ein simples System, ohne viel Technik, aber sehr effektiv – für den selbst konstruierten Erdwärmetauscher unter seinem Schweinestall hat Tim Friedrichs aus Hilgermissen auf 2,7 Kilometern Länge Kunststoffrohre verlegt. Ursprünglich wurden sie für den Abwassertransport auf Start- und Landebahnen an Flughäfen hergestellt. Durch den hohen Grundwasserstand in den schweren Böden nahe der Weser kühlt oder wärmt die gleichmäßige Temperatur des Wassers von 8 bis 10 Grad Celsius nun ganzjährig die Luft in den Rohren, die dann in die darüberliegenden Ställe geleitet wird. „Das war ein enormer Aufwand“, erinnert sich Friedrichs. Belohnt wird dieser Aufwand mit einem perfekten Klima im Stall, gesunden Tieren, niedrigen Energiekosten, dem Innovationspreis Tierwohl der Initiative Tierwohl und dem Finale des CeresAwards des deutschen Landwirtschaftsverlages.

Diese Win-win-Situation für Tiere und Menschen kommt besonders bei langen Hitzeperioden zum Tragen. „Bei 30 Grad Celsius Außentemperatur ist der Schweinestall der beliebteste Aufenthaltsort“ schmunzelt Friedrichs. Bei gleichmäßigen 20,4 Grad Celsius der angesaugten Luft aus dem Erdwärmetauscher fühlen sich die Schweine wohl, fressen weiter und bekommen keine Atemwegsprobleme. „Sonst sind sie viel zu sehr mit der Hitze beschäftigt“, weiß der Landwirt. Auch im April, wenn es tagsüber schon warm und nachts noch kalt ist, hilft ihm der Erdwärmetauscher, die Temperaturschwankungen auszugleichen.

Im sogenannten geschlossenen System, das heißt, alle Tiere werden auf dem Hof geboren und auch dort aufgezogen und gemästet, arbeitet die Familie mit 1.660 Mastplätzen in einem 2015 neu gebauten Aufzucht- und Maststall. „Damals haben wir darüber diskutiert welches Stallsystem wir für die Schweine bauen wollen“, erinnert sich Friedrichs, der mit seinen Eltern, seiner Ehefrau, den beiden Söhnen und der Oma auf dem Hof lebt und arbeitet. Bewusst hat sich die Familie für einen geschlossenen Stall entschieden. „Bei diesem System können wir das Klima zum Wohl der Tiere viel besser führen. Das ist der Grund für den hohen Gesundheitsstatus.“, erläutert Friedrichs. Dafür hat der 42-jährige zusammen mit seinem Vater solange getüftelt, bis er das Optimale für die Tiere erreicht hat.

Auch die täglichen Arbeiten erledigt er gemeinsam mit seinem Vater. Der wird nächstes Jahr 70 und unterstützt seinen Sohn noch tatkräftig. „Ich habe mich mit meinen Eltern von Anfang an gut verstanden“, sagt Friedrichs. Schon früh habe er von ihnen Freiräume und eigene Verantwortungsbereiche bekommen. „Das war sehr zielführend für die Weiterentwicklung des Hofes“, blickt er zurück. Heute haben sie zwar ein gemeinsames Ziel, aber jeder hat seinen eigenen Arbeitsbereich, über den sich die Generationen am Mittagstisch austauschen und bei Bedarf aushelfen. Dadurch ist für beide Parteien auch eine Woche Urlaub pro Jahr drin, auf die in der Familie viel Wert gelegt wird. „Ein Tapetenwechsel ist wichtig für die Weiterentwicklung, das muss sein“, stellt Friedrichs fest, der sich keinen anderen Beruf vorstellen kann.

Trotz stetig steigender Anforderungen schlägt sein Herz für die Landwirtschaft. „Wir haben in Deutschland die höchsten Qualitätsstandards weltweit und sind sehr gut aufgestellt“, sagt der Schweinehalter stolz. Das Tierwohl-Programm lag ihm dabei immer schon besonders am Herzen. „Das ist unser Weg in die Zukunft“, sagt er und mahnt gleichzeitig eine vernünftige Bezahlung an. Die Landwirtschaft befinde sich auf einem super Weg, lediglich die Politik sei noch wankelmütig und hadere damit eine Richtung vorzugeben.

„Ich stehe voll hinter der deutschen Landwirtschaft“ sagt Friedrichs. Anfeindungen hat er bisher keine erlebt, vielmehr freut sich die Familie über das Interesse und nimmt sich gerne Zeit, alle Fragen zur Landwirtschaft zu beantworten. „Eine tolle Familie, ein schöner Bauernhof in der Nähe der Weser, was will man mehr?“, fragt er zufrieden. Das Finale beim CeresAward in Berlin im Oktober ist da nur noch das Tüpfelchen auf dem i. (LPD 57/2021)

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