Transparenz muss auf Gegenseitigkeit beruhen

Jörn Ehlers
Jörn Ehlers verlangt einen Kurswechsel in Schlachtunternehmen Foto: Landvolk Niedersachsen
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Landvolk sieht auch Lebensmitteleinzelhandel, Verarbeiter und Politik in der Pflicht

L P D – „Wir fordern Transparenz in der gesamten Kette, denn im Bereich der Lebensmittelerzeugung haben sich Strukturen entwickelt, die in der Lage sind, Marktgesetze zu Lasten der Landwirtschaft auszuhebeln. Ein wesentlicher Punkt ist hierbei die fehlende Transparenz in Teilen der Wertschöpfungskette“, sagt Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers und verweist auf den Bereich der Schweinefleischerzeugung.

Alle Marktbeteiligten wüssten sehr genau, mit welchen Kosten die Landwirte ihre Tiere verkaufen und auch wie hoch Menge und Preis an der Ladentheke sind. „Daraus resultierte in den vergangenen Monaten ein sich ständig verschlechternder Erlösanteil der Landwirte, der nicht das Ergebnis von Angebot und Nachfrage, sondern willkürlich ist. Um diesen Missstand aufzulösen und damit das Stück vom Kuchen für Landwirte größer wird, muss endlich gehandelt werden“, erklärt Ehlers, der ebenfalls Schweinemäster ist, gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Mengen und Qualitäten müssen zukünftig vom Erzeuger bis zum Verbraucher erkennbar sein. „Dazu muss seitens der Politik endlich die verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung eingeführt werden“, zeigt Ehlers einen von den Bauern seit langem geforderten Lösungsansatz auf. Nur wenn der Verbraucher eindeutig erkennen kann, dass das Fleisch an der Theke und auch das Fleisch im Fertiggericht aus Deutschland, Niedersachsen oder gar aus der Region kommt und mit hohem deutschem Standard aufgezogen wurde, ist er auch bereit diesen Mehrwert an Tier- und Umweltschutz dem Landwirt zu bezahlen. „Sollte es zeitnah nicht gelingen, ein ehrliches Preissystem am Markt zu etablieren, besteht die Gefahr, dass wir diese wertvollen Strukturen in der Landwirtschaft verlieren. Die Verbraucherpreise für ein Kilogramm Schweinefleisch sind auf 6,95 Euro gestiegen, der Landwirt bekommt aber nur 1,19 Euro. Die dazwischenliegende Spanne ist im Laufe des vergangenen Jahres um mehr als 25 Prozent gestiegen.

„Das Problem liegt in der Konzentration des LEH, was von Seiten des Kartellamtes als „besorgniserregend“ bezeichnet wurde“, führt Ehlers aus. Die vier großen Ketten (Edeka, Rewe, Aldi, Lidl) kontrollieren rund 85 Prozent des LEH, gute Konditionen werden selten an Konsumenten weitergereicht, aber fast ohne Ausnahme kann Druck bei den Herstellern aufgebaut werden. „Die Politik muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie weiterhin diese Versorgungsstrukturen durch den LEH inklusive der negativen Folgen zulassen will – und somit unsere niedersächsische Landwirtschaft opfert. Unsere Bauern stellen sich der transparenten Produktion, indem sie permanent ihr Handeln dokumentieren und nachweisen. Doch sie sind nicht mehr bereit, für diesen zusätzlichen Aufwand auch noch draufzuzahlen, weil der LEH sich die Gewinnspanne in die Tasche steckt. Dieser Teil der Wertschöpfungskette muss transparenter werden. Es ist nur allzu verständlich, dass die Bauern ihre Wut mit Blockaden bei den Discountern zeigen“, zeigt Landvolk-Vizepräsident Ehlers die Grenze der derzeitigen Aufteilung der Wertschöpfungskette auf. (LPD 3/2021)

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