Viele Sauenhalter denken über Ausstieg nach

Viele Sauenhalter denken über Ausstieg nach - Foto: Landvolk
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L P D – „Von schönen Worten können unsere Sauenhalter nicht überleben, unsere Betriebsleiter benötigen die Rückendeckung der Politik und der Verbraucherinnen und Verbraucher gleichermaßen. Zunehmend dagegen fühlen sie sich verunsichert“. Dieses Fazit lässt sich nach Meinung von Lars Prigge aus aktuellen Statistiken zur Tierhaltung ablesen. Der Vorsitzende im Arbeitskreis Sauenhaltung des Landvolkes Niedersachsen hält auf seinem Hof in Brest im Landkreis Stade selbst Sauen. Er kennt daher die vielen Vorschriften genau, die seine Kollegen immer wieder verunsichern: Der Umstellung auf die Gruppenhaltung folgt nun die Diskussion um den Kastenstand, zusätzlich werden das Kupieren des Ringelschwanzes und die betäubungslose Ferkelkastration in Frage gestellt, zählt Prigge vor Journalisten in Bensersiel auf. „Für uns Sauenhalter bleibt quasi kein Stein mehr auf dem anderen“, verdeutlicht er. In den Unterhaltungen mit Kollegen werde daher immer öfter sehr unverhohlen der Gedanke an den Ausstieg durchgespielt – und schließlich umgesetzt.

Diese Einschätzung lässt sich durch Zahlen belegen: Allein im vergangenen Jahr verabschiedete sich in Niedersachsen fast jeder zehnte Sauenhalter von diesem Betriebszweig, auf gerade noch 2.000 Höfen werden aktuell Sauen gehalten. 2010 lag die Zahl mit 3.400 noch um 40 Prozent höher. Auch die Zahl der gehaltenen Tiere nimmt ab, sie reduzierte sich in dem Zeitraum von 565.000 auf aktuell knapp 480.000 Sauen. 1.500 Betriebe halten bis zu 249 Sauen, sind also kleinstrukturiert. Prigge weist zugleich darauf hin, dass sich zwar viele kleinere Sauenhalter für den Ausstieg entscheiden, aber keine größeren dazukommen, um die Lücke auszugleichen. Die Folge merken Schweinemäster schon jetzt: Ferkel sind äußerst knapp, die Lieferzeiten für potenzielle Mäster lang. Der niedersächsische Durchschnitts-Sauenhalter hat aktuell in seinen Ställen 240 Sauen stehen. Anders dagegen in Dänemark oder den Niederlanden, wo schon 2013 die Halter im Durchschnitt 603 Sauen beziehungsweise 480 Sauen betreuten.

„Die Tierhalter fühlen sich schlicht vorgeführt, wenn die Politiker beteuern, wie wichtig ihnen kleine Betriebe sind. Aber gerade die Bäuerinnen und Bauern auf kleinen Höfen werden durch immer neue Gesetze und Verordnungen entmutigt und verunsichert, sie entscheiden sich letztlich für das Aus“, schildert Prigge. Vor einigen Jahren habe die Gruppenhaltung zu einem echten Aderlass geführt, das aktuelle Urteil zum Kastenstand im Deckzentrum dürfe nicht nochmals zu einem solchen Schwund an Betrieben führen, fordert Prigge. Er appelliert an die Politik, zeitnah eine praxisgerechte Umsetzung des Magdeburger Richterspruchs zu ermöglichen, ohne den Betriebsleitern erneut teure Umbaumaßnahmen aufzubürden. Einhergehen müsse sie auf jeden Fall mit einem angemessen langen Übergangszeitraum, damit die Betriebe ausreichend Zeit erhalten, sich auf die neuen Anforderungen einstellen zu können. „Unsere Tierhalter und insbesondere die Sauenhalter brauchen dringend eine Phase der Ruhe und Planungssicherheit“, fasst Prigge zusammen. (LPD 11/2017)