L P D – „Ohne Nachbarn ist man aufgeschmissen“. Mit diesen Worten beschrieb vor 40 Jahren ein Landwirt aus dem Landkreis Stade die Folgen der Schneekatastrophe. Der Jahreswechsel 1978/79 und wenige Wochen später die Tage nach dem 13. Februar gingen als „Schneewinter“ in die Geschichte Deutschlands ein. Meterhohe Schneeberge, abgeschnittene Ortschaften und Bauernhöfe ohne Stromversorgung waren nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes die Folgen. Der Gesamtschaden in den damals noch zwei deutschen Staaten wurde offiziell auf mehr als 140 Mio. Deutsche Mark beziffert. Viele Bauernhöfe im Nordwesten des Landes waren tagelang ohne Strom. Kühe mussten plötzlich wieder von Hand gemolken werden, Futtersilos waren nicht erreichbar, Milchwagen kapitulierten vor den Schneemassen. Einige Höfe mussten tagelang per Hubschrauber versorgt werden, etliche Stall- oder Scheunendächer sowie Glasdächer von Gewächshäusern wurden von der Schneelast eingedrückt.
Tiere in Nebengebäuden oder Scheunen waren fast nicht zu erreichen, erinnert sich Erich Hinrichs, ehemaliger Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland. Er habe damals Kälber und Schweine in einem gemeinsamen Stall am Haus einquartiert, damit er sich um die Tiere kümmern konnte. Die Kühe reagierten auf das Handmelken zunächst mit Schlagen, bis sie merkten, dass die ungewohnte Melkarbeit für sie vorteilhaft war. Die Milch floss auf vielen Höfen gleich in die Güllegrube, weil der Milchwagen es ohnehin nicht zu den eingeschneiten Hofanlagen schaffte. Manche Landwirte richteten mit sauberen Folien in Schneewehen behelfsmäßige Milchlagunen ein. Die Menschen kämpften in großer Gemeinsamkeit gegen die Schneeberge an. „Landwirte und Straßenbaubehörden arbeiteten Hand in Hand. Von unnötiger Bürokratie war nichts zu spüren“, berichtete damals der Landvolkgeschäftsführer aus Lüneburg. Aus Bayern wurden Schneefräsen nach Norden geschafft, die Bundeswehr half mit Panzern und Kettenfahrzeugen, Nachbarn arbeiteten gemeinsam gegen die Schneemassen an. Nach Daten des Deutschen Wetterdienstes lag Deutschland vom 28. Dezember 1978 bis zum 4. März 1979 unter einer geschlossenen Schneedecke, der Winter wurde mit dem Hungerwinter der Nachkriegszeit von 1946/47 vergleichen, zuletzt gab es 1986/87 einen vergleichbar harten Winter. Die Wassermassen nach der Schneeschmelze behinderten die Landwirte bei der Frühjahrsbestellung und verursachten große Schäden im gesamten Vegetationsjahr 1979. (LPD 1/2019)