Wechselhaftes Wetter erschwert Getreideernte

Wechselhaftes Wetter erschwert Getreideernte - Foto: Landvolk
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L P D – Nicht nur Urlauber, sondern noch mehr Landwirte hadern mit der unbeständigen Witterung im Sommer 2016. „Wenn wir einzelne Körner aus den reifen Ähren testen, denken wir das Getreide ist reif“, schildert Jürgen Hirschfeld. Der Vorsitzende im Ausschuss pflanzliche Produkte des Landvolkes Niedersachsen betreibt im Harz einen Hof mit Ackerbau und Milchviehhaltung. Er hat bei der Weizenernte die Erfahrung gemacht, dass der schöne Schein häufig trog: Zu viele Körner hatten entgegen dem ersten Eindruck noch längst nicht die notwendige Reife erreicht. Das Korn musste aufwändig nachgetrocknet werden. Wie Jürgen Hirschfeld im Harz schicken derzeit fast alle Landwirte besorgte Blicke zum Himmel und wünschen sich endlich beständigen Sonnenschein und damit Erntewetter. Bislang haben die Ackerbauern nur die Wintergerste weitgehend abgeerntet, Ausnahmen davon dürfte es noch in den traditionellen Spätdruschgebieten an der Küste sowie im südniedersächsischen Bergland geben. Die Weizenernte steht jetzt eigentlich an, ebenso wie die des Roggens. „Die Mähdrescher haben aber bisher allenfalls ein Drittel der gesamten Weizenfläche abgeerntet, beim Roggen wurde erst zaghaft begonnen“, fasst Hirschfeld Umfragen des Landvolkes zusammen. Erste Schätzungen waren in Niedersachsen von 6,7 bis 6.8 Mio. t Getreide ausgegangenen, dieser Wert dürfte schwierig zu halten sein.

Der zögerliche Erntefortschritt zehrt an den Nerven der Ackerbauern, denn unbeständige Witterung geht nun schnell zu Lasten der Qualität, und zu feucht gedroschenes Getreide macht eine teure Trocknung erforderlich. Beides schmälert den monetären Ertrag. Schwierig bleiben auch die Ernteschätzungen. Viele Landwirte hatten auf ihren Feldern deutlich mehr erwartet, als sie anschließend im Anhänger vorfanden. Aber auch die offiziellen Statistiken driften weit auseinander. So hat gerade die EU-Kommission die Prognosen allein für das Mitgliedsland Frankreich bei Weizen um zehn Mio. t herabgesetzt, die gesamte Getreideernte in der EU  mit knapp 313 Mio. t aber sogar leicht heraufgesetzt. Der Internationale Getreiderat dagegen liegt um fast zehn Mio. t unter den Erwartungen der EU-Kommission. Auch die Börsen reagieren äußerst nervös: In Chicago geben die Notierungen aktuell etwas nach, in Paris dagegen blieben sie unverändert. Ungeachtet der zurzeit absolut unbefriedigenden Getreidepreise benötigen viele Landwirte dringend Geld in der Betriebskasse und verkaufen einen Teil der Ernte. Marktbeobachter dagegen erwarten zumindest für qualitativ hochwertige Partien eher anziehende Preise, da die Verarbeitungsunternehmen auf gute Erträge und sinkende Preise gehofft hatten. (LPD 60/2016)