Welternährung: Ernte, Wetter, Preise und Politik

Weizen
Für die Weltproduktion beim Weizen wird für 2023/24 vom US-Agrarministerium eine Menge von 787 Mio. Tonnen prognostiziert. Foto: Landvolk
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Weltgetreideproduktion ist rückläufig / Ukrainekrieg beherrscht das Marktgeschehen

L P D – „Auch wenn der einzelne Bauer in Niedersachsen nur ein kleines Rädchen auf dem Marktgeschehen in Deutschland, in der EU 27 und erst recht auf dem Weltmarkt ist, so richtet sich sein Handeln nach den Vorgaben dieser Märkte aus. Und auch der Markt vor Ort, im Land, in Europa und auf der Welt reagiert dementsprechend, wenn die regionale, angedachte Erntemenge nicht eingefahren werden kann oder Katastrophen oder politische Ereignisse diese Kreisläufe empfindlich stören mit Preissteigerungen“, zeigt Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender des Ausschuss Pflanze im Landvolk Niedersachsen, die Wechselbeziehung der niedersächsischen Landwirte zu den Märkten auf. Stephanie Stöver-Cordes, Fachreferentin Markt für die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hatte dem Ausschuss ihren Blick auf das Marktgeschehen für Weizen und Mais sowie Raps und Soja gegeben.

Laut Stöver-Cordes stiegen die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte insgesamt im Dezember 2022 um 29,7 Prozent (%) gegenüber zum Vorjahresmonat. Dabei zogen die Preise für pflanzliche Erzeugnisse um gut 13 Prozent zum Vorjahresmonat an. „Speisekartoffeln mit fast 75 % zum Vorjahresmonat waren Spitzenreiter. Getreide stieg um 11,5 %, Raps hingegen verlor fast 15 % zum Vorjahresmonat“, erklärte die Fachreferentin der Landwirtschaftskammer. Aktuell habe sich die Marktlage trotz anhaltendem Ukraine-Krieg durch den Exportkorridor sowie gute Ernten in Australien und Russland entspannt.

Aber die Prognose der Weltgetreideproduktion ist aufgrund Abwärtskorrekturen der Maisernten in Argentinien und den USA leicht gesunken. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA rechnet aufgrund zu erwartender guter Ernten in Kanada, Australien und Russland zwar mit einer globalen Weizenproduktion von 784 Mio. Tonnen (t). „Der Welt-Verbrauch liegt aber bei 791 Mio. t, sodass die Weizenendbestände laut USDA nur noch bei 269 Mio. t gegenüber dem Vorjahr mit 277 Mio. t liegen werden“, schildert Stöver-Cordes die Lage. Ein Grund könne hierfür sein, dass China seine Weizen-Importe kontinuierlich in den vergangenen Jahren erhöht habe und somit ein großer Getreide-Endbestandanteil in China lagere. Lichtblick sei aber, dass Brasilien bei einem der weltweit wichtigsten Getreide eine Weizen-Rekordernte in Höhe von ca. 10 Mio. t erwarte, was einem Plus von 38 % zum Vorjahr entsprechen würde.

„Der Ukraine-Krieg beherrscht weiterhin das Marktgeschehen. Die Ergebnisse zur Fortführung des Exportkorridors werden entscheidend für die weitere Kurs- und Preisentwicklung sein“, erklärt Stöver-Cordes. Um ein Viertel auf 4,9 Mio. Hektar (ha) könnte die Anbaufläche in der Ukraine für Weizen und um ein Fünftel für Mais auf 3,2 Mio. ha zurückgehen, zeigt sie bei ihrem Ausblick für 2023/24 auf. Global werde sich die Weizen-Anbaufläche mit 220,7 Mio. ha nicht groß verändern, da die USA und Argentinien um je circa 12 % ihre Weizen-Anbaufläche ausweiten. Auch beim Mais bleibt die globale Anbaufläche mit 201,6 Mio. ha nahezu gleich, da USA, Argentinien, Brasilien vermehrt Mais anbauen wollen. In der EU hingegen wird die Anbaufläche für Mais um 2,8 % auf 8,7 Mio. ha sinken.

Zum Vergleich: In Deutschland wurde im Herbst für die Ernte 2023 Wintergetreide nahezu unverändert zum Vorjahr auf 5 Mio. ha ausgesät. Winterweizen hat mit 2,8 Mio. ha mit Abstand den größten Anteil, verzeichnet aber mit einem Minus von 55.600 ha bzw. 1,9 Prozent eine kleinere Fläche. Roggen ist bei den deutschen Landwirten beliebt, er wurde auf 612.900 ha ausgesät, was einem Plus von 25.000 ha bzw. 4,3 % entspricht. Auch Wintergerste mit 1,3 Mio. ha und Winterraps mit 1,2 Mio. ha verzeichnen einen Flächenzuwachs von 62.000 ha bzw. 82.000 ha. Die Kreuzmischung aus Weizen und Roggen „Triticale“ wird kommenden Sommer nur auf 304.900 ha wachsen, was einem Minus von 19.300 ha entspricht. „Letzten Endes werden wir Landwirte erst zum Ende der Ernte sehen, was wir wirklich in der Scheune haben bzw. auf dem Markt bringen können“, erklärt Meyer abschließend. (LPD 20/2023)

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