Wenn auf den Höfe die Sorgen drücken

Wenn auf den Höfe die Sorgen drücken - Foto: Landvolk
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L P D – Bauern und Bäuerinnen beraten Bauern und Bäuerinnen – nach diesem Motto arbeiten seit nunmehr 25 Jahren die landwirtschaftlichen Sorgentelefone. An drei Standorten geben sie seit 1993 niedersachsenweit Familien im ländlichen Raum die Gelegenheit, sich die Sorgen von der Seele zu reden. Verständige und einfühlsame Zuhörerinnen und Zuhörer bieten Menschen im Schutz der Anonymität die Gelegenheit, über ihre persönlichen Ängste, familiären Konflikte und Sorgen offen zu sprechen. Drei Jahre nach dem Sorgentelefon wurde die Ländliche Familienberatung gegründet, sie holt die ganze Familie an einen Tisch und organisiert ähnlich wie eine Mediation Hilfe bei der Bewältigung familiärer Krisen. In diesen Tagen feiern diese Einrichtungen, von denen es bundesweit 28 gibt, Jubiläum. Am 25. Juni steht in Oesede ein Festakt zum 25-jährigen Bestehen der landwirtschaftlichen Sorgentelefone in Niedersachsen an.

„Wie 1993 geht es auch heute in erster Linie um Gefühle, Emotionen und auch Ängste“, schildert Ludger Rolfes. Der Leiter der Ländlichen Familienberatung ist seit Anfang an dabei und weiß um die Sorgen auf den Höfen. Ganz obenan stehen familiäre Auseinandersetzungen um die Hofnachfolge: „Der Betrieb sitzt immer mit am Tisch“. Der junge Landwirt möchte neue Schwerpunkte setzen, seine Partnerin findet nicht das Wohlgefallen der Eltern. Mangelnde Wertschätzung und eine zunehmende Sprachlosigkeit treiben dann rasch einen Keil in die Familie. Am Sorgentelefon öffnen sich einzelne Familienmitglieder, die diesen Druck nicht mehr aushalten. Um die 200 Anrufe gehen hier jedes Jahr in Niedersachsen ein. 40 bis 50 Familien nehmen im nächsten Schritt die Familienberatung in Anspruch. „750 Familien haben sich im Laufe der Jahre für unsere Beratung entschieden“, zieht Rolfes Bilanz. Er stellt fest, dass psychische Probleme nicht mehr als Tabuthema gelten, er registriert aber zugleich eine erhebliche Zukunftsangst bei bäuerlichen Familien: Sollen wir noch in den Hof investieren? Bekommen wir die erforderlichen Genehmigungen? Wie reagieren die Nachbarn? Diese und viele weitere Fragen treiben die Menschen auf den Höfen um.

Mehr als 30 ehrenamtliche Beraterinnen und Berater hören an den Landwirtschaftlichen Sorgentelefonen zu. Sie absolvieren eine Ausbildung und verpflichten sich zu stetigen Fortbildungen. Finanziert werden diese über eine Gebühr, die für die Gespräche der Familienberatung erhoben wird, Spenden sowie eine Förderung des Landes Niedersachsen und noch mehr des Bistums Osnabrück. Die landesweite Koordination leistet die Agrarsoziale Gesellschaft Göttingen. In Oesede, Rastede und Barendorf sind in Niedersachsen Landwirtschaftliche Sorgentelefone zu erreichen, die Kontaktdaten sind unter www.landwirtschaftliche-familienberatung.de zu finden. (LPD 37/2018)